Oft hört man, dass das Lernen einer Sprache gleichzeitig das Lernen einer Kultur bedeutet. Egal, ob es um eine Kultur in der Ferne oder um eine in der Nachbarschaft geht, man muss interkulturell auf dem Laufenden sein. Wie sieht das in der Praxis aus? Was kann man aus einem kurzen Auslandsaufenthalt lernen? Vieles – lautet die pauschale Antwort. Über elf wissbegierige Studierende, eine Dozentin, eine Stadt, und eine einzige Woche.
Göttingen. Eine alte Universitätsstadt im Herzen Deutschlands. Im Februar 2016 hat sich eine kleine Gruppe entschlossen, sie kennen zu lernen. Mit Hilfe von Frau Ildikó Sóti, Herrn Dr. Tamás Kispál und des DAAD wurde unsere einwöchige Studienreise unter dem Thema „Interkulturelle Germanistik“ vorbereitet. Nach langer vorbereitender Organisation, einer halbtägigen Reise und mehrfachem Umsteigen sind wir am Sonntag, den 17. April, gegen 18 Uhr in der Stadt angekommen, wo wir sogleich unsere Zimmer eingenommen haben.
Erste Eindrücke
Am Montag ging’s los. Gleich am ersten Tag wurden wir in die Interkulturelle Germanistik eingeführt. Dabei geht es um einen MA-Studiengang, der sein Ziel darin sieht, verschiedene Kulturen kennen und verstehen zu lernen, über diese zu reflektieren, und sie mit der eigenen Kultur zu vergleichen. Am Nachmittag haben wir das wissenschaftliche Göttingen erlebt; Horst Liedtke, Leiter des Lektorats Deutsch als Fremdsprache, hat uns durch die Stadt begleitet: Platz der Göttinger Sieben, Grass-Denkmal, Botanischer Garten, Gänseliesel, das Haus, wo Gauß geschafft hat und vieles mehr! Erschöpft, aber mit umso sichereren Schritten kehrten diejenigen heim, die den Film Deine Schönheit ist nichts wert nicht anschauen wollten.
Studieren in Göttingen
Am Dienstag waren wir in einer Vorlesung über die wirtschaftlich-gesellschaftlichen Hintergründe von Migration und Globalisierung, dann besuchten einige von uns Literaturkurse und andere einen DaF/DaZ-Kurs. In Letzterem arbeiteten die deutschen Studierenden die Grammatik ihrer Muttersprache auf. Es war ein seltsames Erlebnis, Deutschen zuzuschauen und sie z.B. darauf aufmerksam zu machen, dass weil nicht immer und nur mit Nebensatzwortstellung steht! Am Infoabend haben wir den Interessierten die Stadt Szeged, unsere Universität und unser Institut vorgestellt.
Entspannung
Während des Ausflugs nach Kassel (dessen Name übrigens mit dem Wort castle verwandt ist!) besuchten wir ein linguistisches Seminar über Semiotik und Semiologie, dann haben wir uns das Grimm-Museum angeschaut. Es gab auch freies Programm, bei dem wir Eindrücke von der Stadt sammeln konnten.
Am Donnerstag ging’s weiter. Nach dem Ausflug nach Ebergötzen, wo wir das Brotmuseum besichtigten und das Funktionieren von Wind- und Wassermühlen erfahren haben, nahmen wir an einer Grillparty bei Herrn Liedtke teil. Wir haben die Göttinger Wurst- und Bierspezialitäten probiert und eine Menge Fotos gemacht.
Am Freitag und Samstag hatten wir frei: der eine recherchierte in der Bibliothek, die andere schlief oder kaufte ein, einige suchten Antiquariate auf oder bummelten in der Stadt.
Am Sonntag fuhren wir von einem heftigen Schneefall begleitet nach Hause. Erschöpft, aber um viele Erfahrungen reicher! Voller Erlebnisse und natürlich mit jeder Menge Schokolade, Bücher und Erinnerungen aufgeladen sind wir heimgekehrt. Wir freuen uns schon auf die nächste Deutschlandreise!
/Balázs Kovács/
Weitere Eindrücke in Bildern:
Hier geht es zum Bericht der Göttinger mit weiteren Fotos.