Ein Erfahrungsbericht
Vor ungefähr einem Jahr berichtete GeMa über die deutschen Nationalitäten und darunter wurde auch das kleine Dorf Harta genannt. Die Autorin Szabina Danics[1] stellte uns das Dorfmuseum vor und berichtete über die deutsche Nationalität, die seit Jahrhunderten schon in dem Ort lebt. In diesem Artikel möchte GeMa seine Leser wieder zu diesem Dorf begleiten und durch diesen Erfahrungsbericht an einer traditionellen schwäbischen Hochzeit teilnehmen lassen.
Der Hartauer Verein zur Traditionspflege pflegt die deutschen ethnischen Bräuche und Tänze seit 50 Jahren. Die erste Tanzgruppe, die die originale Hartauer Tracht getragen hatte, wurde im Jahre 1963 gegründet. Das Ziel der Tanzgruppe ist, die deutschen Bräuche an die Jugend weiterzugeben und die deutsche Sprache zu bewahren. Aus diesem Grund organisierte diese Tanzgruppe am 4. Oktober 2014 eine schwäbische Hochzeit. Die ganze Inszenierung verlief auf schwäbisch, auch bei der Wahl der Volkslieder hielt man dieses Prinzip vor Augen. Das Hauptaugenmerk lag auf Originalität und Authentizität. An diesem Ereignis habe ich zwar als Zuschauer zusammen mit meiner Familie und anderen Leuten teilgenommen, doch man konnte spüren wie sehr alle aufgeregt waren.
Die Zeremonie eröffnete der Brautführer. Dabei geht es um eine witzige Tradition. Der Brautführer wiederholte dreimal den folgenden Ruf: ,,Bringt uns die Jungfrau heraus”, aber immer wieder erschien ein anderes Mädchen in der Küchentür, so musste der Brautführer seine Aufforderung mehrmals wiederholen. Zuerst erschien ein kleines Mädchen, dann eine ausgestopfte Puppe, dann ein dickes Mädchen mit einem Stück Brot. Der Brautführer wiederholte seinen Ruf solange, bis alle herumschleichenden bösen Geister vertrieben wurden, und erst dann kam die Braut. Denn darum ging es ja schließlich bei diesem Brauch: Den Weg von allen schadenden Wesen befreien.
Während der Fahrt zur Hochzeitsfeier ist es Tradition, dass das Brautpaar nur geradeaus schauen darf, sonst vergucken sie sich eine andere Frau oder einen anderen Mann und das führt zur Untreue. Wenn sie einen Leichenwagen treffen, dann wird einer von ihnen noch im ersten Jahr sterben. In der Kirche ist es Brauch, dass das Brautpaar eng zusammen steht, damit das Böse nicht dazwischen schleichen kann. Nach der kirchlichen Zeremonie tanzt der Brautführer als erster mit der Braut. Es ist üblich, dass vorher ein kleiner Junge einen Schuh der Braut stiehlt, um vom Brautführer ein stattliches Lösegeld zu erzwingen, denn er weiß, der Brautführer wird ihm alles zahlen, denn ohne den ersten Tanz kann ja die Hochzeit nicht eröffnet werden. Zwischendurch stellt die Köchin eine Platte mit einem lebenden Hähnchen oder mit einer Katze, die mit etwas zugedeckt waren, vor die Braut, und nachdem sie diese „entdeckt hatte“, begann erst die wahre Feier.
Es lohnt sich, einen Moment auch der Beschreibung der Tracht zu widmen: Tradition ist, dass das Hemd des Bräutigams von der Braut genäht wird. Die Braut selbst hat Pfauenfedern an ihren beiden Ärmeln und trägt einen Kopfschmuck, während der Bräutigam einen schwarzen Hut und eine längliche Schmuckleiste aus Rosen an seiner linken Brust trägt. Die Braut und der Bräutigam kleiden sich zusammen im Haus des Nachbarn an, sie bekommen Geld in den rechten Schuh, damit sie reich im Eheleben werden.
Bei den Schwaben wird auch genau festgelegt, wann die Hochzeit stattfindet. Alle Hochzeiten wurden traditionell immer am letzten Dienstag im Oktober abgehalten, weil die Arbeit auf dem Feld um diese Zeit bereits beendet war. Wenn es am Hochzeitstag regnete, mangelte es an Glück für viele Jahre, aber wenn das Wetter schön war, dann sagte man, dass das Eheleben ewig glücklich sein wird. Bei unserem Fest gab es sonniges Wetter, so konnte man das ganze Fest bis zum Dunkelwerden im Freien feiern. Ungefähr 400 Gäste waren bei dieser Hochzeit, Kinder wie Erwachsene. Im Mittelpunkt stand natürlich die Braut, die mit allen Gästen getanzt hat. Es war eine schöne Erfahrung, die Lust auf mehr macht.
Hoffentlich organisiert die Hartauer Tanzgruppe auch in der Zukunft solche inszenierten Feste!
/Dóra Matos/
Bildquelle:
Fotos von Dóra Matos und Sándor Kovács