Am 15. April 2015 fand der Vortrag „Valenzinformationen in zweisprachigen Wörterbüchern” von Prof. em. Dr. Péter Bassola. Der Gastvortrag wurde im Rahmen der linguistischen Werkstatt der Ungarischen Akademie der Wissenschaften organisiert. Natürlich nahm auch GeMa an der Veranstaltung teil.
Begrüßt wurden die Anwesenden von Frau Dr. habil. Anna Fenyvesi, der Leiterin des Instituts für Anglistik und Amerikanistik der Universität Szeged und Vorsitzenden der Linguistik-Abteilung der Szegeder Akademischen Filiale, die Moderation übernahm danach Frau Dr. habil. Ewa Drewnowska-Vargáné. Herr Bassola wies in seinem Vortrag zunächst darauf hin, dass der Bereich der Valenzuntersuchung in der Linguistik zwar nur eine Zwischenstelle zwischen der Grammatik und des Lexikons bildet, aber da Valenzinformationen als „Verbindungselemente von hierarchischen Strukturen auf unterschiedlichen Ebenen” wirken, sollte dieses Terrain auf keinen Fall unberücksichtigt bleiben. Darüber hinaus ist dieser Bereich auch für Studierende höchst relevant, da das Fehlen von unentbehrlichen Valenzinformationen beim Fremdsprachenerlernen besondere Schwierigkeiten bereiten kann.
Als Ausgangspunkt des Vortrags diente eine Untersuchung von Herrn Bassola über die Erscheinung von Valenzinformationen in sechs verschiedenen allgemeinen bzw. Bedeutungswörterbüchern. Je nach Sprachpaaren bildeten diese Quellen drei Gruppen: Deutsch-Französisch, Deutsch-Englisch und Deutsch-Ungarisch. Die Analyse erfolgte unter zwei wichtigen Gesichtspunkten. Einerseits wurden die Valenzinformationen bezüglich aller potenziellen Valenzträger, d.h.: an allen Hauptwortarten (Substantive – Verben – Adjektive) untersucht. Andererseits wurden alle vier Formen, in denen diese Daten angegeben werden können, in die Analyse miteinbezogen: grammatische Termini, Proformen, Beispielsätze und fakultative Ergänzungen in Klammern. Um die Ergebnisse veranschaulicher darzustellen, führte Herr Bassola konkrete Beispiele aus den einzelnen Wortklassen an und erklärte bezogen auf das jeweilige Wörterbuch, welche Valenzinformationen in den Lemmata vorkommen und in welcher Form sie zu beobachten sind.
Interessanterweise stellte sich heraus, dass die meisten Wörterbücher außer den Valenzinformationen auch hinsichtlich anderer wesentlicher grammatischer Informationen einen bestimmten Mangel aufweisen. Die DaF-Lerner müssen daher in vielen Fällen die Informationen über die Passivfähigkeit der Verben oder über die Steigerungsfähigkeit der Adjektive vermissen, ja es werden sogar die sich in den Stichwörtern befindlichen Präpositionen oft ohne Kasusangaben angeführt. Deshalb gab Herr Bassola für die anwesenden Studierenden die folgende gute Lehre mit auf den Weg: „Je besser man eine Sprache beherrscht, desto kleiner ist das Wörterbuch, das man benötigt.” Schließlich fasste er die wichtigsten Ergebnisse seiner Untersuchung zusammen und hob hervor, dass die Valenzinformationen in den meisten Wörterbüchern nur teilweise vermittelt werden bzw. die DaF-Lerner auf viele nützliche grammatische Informationen in den Wörterbüchern verzichten sollen.
Darauf folgte eine spannende Diskussion über das Thema aus der Perspektive der Fremdsprachenlerner. Dabei wurde auch nach der Meinung der Studierenden gefragt, welche sie von den Erscheinungsformen der Valenzinformationen bevorzugen würden. Ihre Wahl traf übereinstimmend auf die Beispielsätze, weil durch diese Form der jeweilige Ausdruck samt seinen Ergänzungen in einem Kontext am veranschaulichsten erscheint.
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Die Reihe der linguistischen Vorträge wird am 6. Mai fortgesetzt: um 18 Uhr folgt der Vortrag von Dr. Andreas Nolda zum Thema „On the typology of writing systems”.
/János Majzik/
Fotos: Krisztina Zámbó