Do’s & Don’ts: Motivationsschreiben

Autor: Ágnes Pavlicz

Zeitung: 2015/1

Rubriken: Studiosi, Studium

Stipendium, Auslandsstudium, Arbeitsmarkt. Was diese drei Begriffen gemeinsam haben, ist, dass man einen Motivationsbrief schreiben muss, um sich erfolgreich zu bewerben. Viele sehen ratlos drein, wenn sie vor dieser Aufgabe stehen. Nun soll diesem Problem mit professioneller Hilfe ein Ende gesetzt werden. Die Redaktionsgruppe GeMa hatte die Möglichkeit, an einem Sonderseminar teilzunehmen, das Frau Dr. habil. Ewa Drewnowska-Vargáné, Leiterin des Lehrstuhls für Lingusitik, speziell zu diesem Thema hielt. Wir setzten uns mit dem Motivationsschreiben unter dem Gesichtspunkt Textlinguistik auseinander.

Gebrauch

Um diese Textsorte gut zu verstehen, mussten wir zuerst mit dem richtigen Gebrauch des Motivationsbriefes (besser: Motivationsschreibens) klarkommen. Wir erfuhren, dass es sich dabei um eine relativ neue Textsorte handelt, sie wird erst seit 10-15 Jahren gebraucht. Daher findet man auch wenig einschlägige Fachliteratur. Aber heutzutage ist ein Motivationsschreiben bei der Bewerbung von Stipendien im Inland oder im Ausland, ob Auslandstudium oder Arbeitsstelle, unentbehrlich. In der Seminarsitzung beschäftigten wir uns mit den ersten zwei Fällen.

Stellt man sich eine gewöhnliche Sammlung von Bewerbungsunterlagen vor, kommt das Motivationsschreiben als drittes Stück in einer Bewerbungsmappe vor. Es verfügt über keine richtige Briefform, die einen Adressaten, den Betreff, eine Anredeform, Unterschrift, und eine Grußformel umfasst. Die Bewerbungsmappe besteht aus fünf Komponenten: a) dem Anschreiben, in dem alle Kategorien des Briefformats verwendet werden, b) dem Lebenslauf, c) dem Motivationsschreiben, d) der Hochschulzugangsberechtigung und e) sonstigen Bescheinigungen.

Form & Inhalt

Das Hauptziel des Motivationsschreibens – u.a. „die begehrte Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen“ – kann auf zweierlei Wegen erreicht werden. Erstens kann es mit dem äußeren Format die Aufmerksamkeit des Lesers wecken. Erfahrungsgemäß werden die einzelnen Teile einer Bewerbung in einer bis anderthalb Minuten gelesen, daher sollte man seine Bewerbungsunterlagen leserfreundlich aufbauen. Dabei spielen Länge und Gliederung des Textes bzw. der Absätze eine ausschlaggebende Rolle. Die empfohlene Länge liegt zwischen einer bis zweieinhalb Seiten. Am Anfang jedes Absatzes soll ein Kernsatz verfasst werden, der den Inhalt des jeweiligen Teils festlegt und mit dem die Teilthemen überschaubar sind. Lange, endlos anmutende Sätze sollten vermieden werden. Kurze Hauptsätze in einem oder zwei Nebensätzen erklärt, werden genügen.

Zweitens geht es natürlich um den Inhalt. Die Grundlage des Textes liegt in der Vorstellung und in der Darstellung der eigenen Motivationen. Bei der Beschreibung Letzterer sollten die Berufsmöglichkeiten sowie das zukünftige Gehalt nie im Zentrum stehen. Diese haben die Wirkung, dass der Studiumswunsch nicht vom Herzen kommt, sondern kalt kalkuliert ist. Einen ähnlich negativen Eindruck macht es auch, wenn bei der Bewerbung betont wird, dass die geographische Nähe der avisierten Universität als günstig betrachtet wird, denn es deutet auf die potenzielle Unselbstständigkeit des Bewerbers hin. Einen Pluspunkt bedeutet aber, wenn man in einem individuellen Stil seine Motivationen verfasst und das Schreiben anstatt  einer Anrede mit einem Motto anfängt.

Es gibt drei Schlüsselthemen, die erwähnt werden sollen. Die Eignung für das Studienfach: Hierher gehören z.B. die bisherigen Erfahrungen und die Begründung der Fachwahl; die Motivation, wo man persönliches Interesse am Fach, am Studienplan und weitere zukünftige Pläne erläutert. Zum Schluss soll die durchdachte Wahl der Hochschule begründet werden, wobei die Infrastruktur, das wissenschaftliche Leben oder  die Bezugnahme auf angebotenen Forschungsfelder starke Argumente sein können. Auf alle Fälle soll nicht die eigene Person in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern das Interesse des Bewerbers.

Lasst unsere Leistungen über uns erzählen!

 

/Ágnes Pavlicz/