Wer hat’s erfunden?

Autor: László Janzen

Zeitung: 2013/2

Rubriken: Freizeit, Geschichte, Kultur

Deutschland das Land der Dichter und Denker – und Erfinder. Denke man nur an die vielen revolutionären Erfindungen der vergangenen Jahrhunderte wie das Auto, den Fernseher oder das Telefon, so sieht man gleich, dass Deutschland den Titel als „Das“ Erfinderland völlig zu Recht trägt. Viele Erfindungen lassen sich eindeutig ihrem Erfinder und ihrer Nation zuordnen. Einige interessante Ausnahmen machen diese Zuordnung jedoch aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte ziemlich unmöglich.

Die Legende der Glühbirne

Im Jahre 1880 meldete der US-amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison sein Patent für eine alltagsfähige Glühbirne an und wird somit zum Erfinder erklärt. Scheint ziemlich eindeutig zu sein, zumindest für die, die den Namen Heinrich Göbel nicht kennen. Der deutsche Uhrmacher hatte angegeben, bereits 1854 eine Glühbirne, die zum längeren Gebrauch geeignet war, entwickelt zu haben. Er will mit Kohlefäden bereits in den 1850er Jahren Glühbirnen über einen längeren Zeitraum zum Leuchten gebracht haben.  Der Fall landete schließlich mit einem Patentstreit vor Gericht, wobei Göbel aber keine eindeutigen Beweise vorlegen konnte und dessen Klage zurückgewiesen wurde. Heinrich Göbel wird dennoch von vielen, vor allem in Deutschland, als der wahre Erfinder der Glühbirne anerkannt. Die Geschichte Göbels wuchs zu einer Legende heran, da eigentlich zu keinem Zeitpunkt im Raum stand, er sei mit Sicherheit als Erfinder der Glühbirne hervorzubringen.

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Die Zeitreise des Buchdrucks

Der Buchdruck. Wenn man dieses Wort hört, fällt einem sofort der Name Johannes Gutenberg (geboren als Johannes Gensfleisch) ein. Seine Erfindung aus dem 15. Jahrhundert gehört in jeden Lehrplan und in jedes Geschichtsbuch. Dass es den Buchdruck schon Jahrhunderte vor ihm gab, wird meist nicht mal erwähnt oder nur mal am Rande. Tatsächlich war im fernen Asien das Druckverfahren um das 7. Jahrhundert bereits bekannt. Man ritzte spiegelverkehrt Zeichen in Holztafeln, die dann als Druckplatten dienten. Oft spricht man über den modernen Buchdruck, den Gutenberg mit seinen beweglichen Lettern geschaffen hat. Aber auch diese Form des Druckens entwickelte man bereits um die Jahrtausendwende im fernen Osten. Dazu verwendete man zunächst einzelne Druckstempel aus Keramik und später aus Kupfer und Messing. Diese Art des Druckens setzte sich jedoch nie richtig durch.Durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass im Vergleich zu den 26 Buchstaben des lateinischen Alphabeths es mehrere tausend chinesische Schriftzeichen gibt.

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Leonardo und sein Drahtesel

Der Vorläufer des Fahrrads ist die Draisine (siehe Bild A). Erfunden wurde sie von Karl Drais im Jahre 1817. Er verwendete erstmals das Zwei-Rad-Prinzip und entwickelte somit das erste durch Muskelkraft angetriebene einspurige Fortbewegungsmittel. Seine Erfindung wurde dann später mit Pedalen und Kettenantrieb ausgestattet. Bis 1974 stand somit außer Frage, von wem die Idee des Fahrrads stammt. Doch dann tauchte plötzlich eine Zeichung des großen Erfinders Leonardo Da Vinci höchstpersönlich in dessen Codex Atlanticus auf (siehe Bild B). Die Zeichnung stellt ein dem Fahrrad ähnliches Gefährt mit Pedalen, Lenkstange und Kette dar. Jedoch lässt sich die Skizze anhand der geometrischen und physikalischen Fehler, des Zeichenstils und der verschiedenen Farbtöne eindeutig als Fälschung einordnen. So sensationell der Fund auch war, Da Vinci hatte nichts mit dem Fahrrad zu tun.

draisine (Bild A)leonardos fahrrad (Bild B)

Viele Fragen bleiben offen, wenn man sich näher mit Erfindungen befasst. Man stößt immer wieder auf neue Informationen, erfährt mehr über die Vorgeschichte der Erfindung, stellt sich immer neue Fragen.

Jede Erfindung durchläuft mehrere Stationen. Meist sind an denen verschiedene Erfinder beteiligt. Wer ist nun der wahre Erfinder? Derjenige mit der Idee und dem Grundkonzept oder der, der das fertige Produkt geschaffen hat. Beide sind gleichermaßen beteiligt. Ohne den anderen würde es die Erfindung nicht geben. Sei es z.B. der Computer oder das Telefon. Deshalb muss man immer sehr vorichtig mit Fakten über Erfindungen umgehen. Abschließend bleibt zu sagen, dass der Erfindergeist der Deutschen auch bis heute erhalten geblieben ist. In Europa ist Deutschland, wenn es um Patentanmeldungen geht, immer noch auf Platz Nr.1.

Bilderquellen:

http://w.w.w.panoramio.com

http://www.gutenberg.de/china.jpg

http://biblionomicon.blogspot.de/2011/02/eine-kurze-geschichte-des-buchdrucks-2.html

http://www.duden.de/rechtschreibung/Draisine

http://w.w.w.martinsj2.wordpress.com

http://www.seniorbook.de/themen/kategorie/sport-und-freizeit/artikel/5612/ist-leonardo-da-vinci-der-erfinder-des-fahrrades

Beitragsbild: http://w.w.w.rainerunsinn.blogspot.com

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