Ungarn liest Österreich 2013
Am 27. November fand das Programm Ungarn liest Österreich im Szegeder Grand Café statt. Diese Veranstaltung wird schon seit mehreren Jahren vom Lehrstuhl für Österreichische Litaratur und Kultur organisiert. Dieses Jahr war der österreichische Schriftsteller Ödön von Horváth, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt, die zentrale Figur des Nachmittags. Als Mitglied der GeMa-Redaktionsgruppe war ich bei diesem Ereignis vor Ort.
Die Veranstaltung wurde von Dr. Márta Horváth eröffnet. In ihrer Rede hat sie erwähnt, dass dieses Nachmittagsprogramm Teil einer ganzen Vortragsreihe ist. Als Beginn hat sie den am 1. Oktober gehaltenen Vortrag von Kurt Bartsch erwähnt. Er hat damals mit uns über die Kurzprosa von Horváth diskutiert.
Zunächst konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer einen Vortrag von Dr. Judit Szabó hören. Das von ihr behandelte Thema war vor allem Horváths Position in der deutschen und österreichischen Literatur und Kultur. Er war eine wichtige Figur der Weimarer Klassik und gilt als Erneuerer des Genres „Volksstück”. Seine Geschichten spielen noch in kleinbürgerlichen Kreisen. Nach Horváths Auffassung sollen die Probleme im Volksstück durch das Volk behandelt und geformt werden. Seine bekanntesten Volksstücke sind Kasimir und Karoline und Geschichten aus dem Wiener Wald. Neben diesem Thema wurde auch etwas über seinen ungewöhnlichen Todesfall und auch über eine abenteuerliche Geschichte im Zusammenhang mit seiner Exhumierung erzählt. Das berühmte Zitat von Peter Handke, “Horváth ist besser als Brecht”, tauchte auch im Vortrag auf.
Im Anschluss wurde ein kleiner Auszug aus der Verfilmung von Kasimir und Karoline gezeigt. Die Verfilmung, unter der Regie von Ben von Grafenstein, wurde durch eine Kooperation von ZDF und ARTE realisiert. Das Originalwerk ist durch eine radikale Veränderung gegangen, auf den originalen Dramentext wurde verzichtet, der Text wurde aktualisiert. Die Originalgeschichte spielt auf dem Oktoberfest, wo Kasimir und Karoline als Hauptfiguren der Geschichte auftauchen. Kasimir wurde als Chauffeur gekündigt, aber Karoline möchte auf dem Oktoberfest Spaß haben. Die zwei haben deshalb einen Streit und ihre Wege trennen sich zunächst. Sie treffen sich während der Handlung des Volksstückes mehrmals wieder, aber es kommt immer zu einem Streit zwischen den Beiden. Ähnlich spielt sich die modernisierte Fassung ab, ebenfalls auf dem Oktoberfest, aber es tauchen auch Nebenfiguren in der Neufassung auf, wie Prominente oder die Figur eines Musikproduzenten.
Nach diesem Auszug kam der Höhepunkt der Veranstaltung: Unter der Leitung von Elisabeth Peschke haben Studierende aus Horváths Werken vorgelesen. Die erste Lesung war eine Erzählung mit dem Titel Märchen in unserer Zeit, die von einem kleinen Mädchen handelt, das von zu Hause weggegangen ist, um ein Märchen zu suchen. Dem folgten die ersten zwei Kapitel des bereits erwähnten Volksstückes Kasimir und Karoline, ebenfalls in Form einer Lesung vorgetragen.
Als Fazit kann ich sagen, dass die Teilnehmer dieser Veranstaltung eine gute Möglichkeit hatten, Ödön von Horváth und seine Werke kennen zu lernen – und Mithilfe der Lesungen kurz dem Alltag zu entfliehen. Wir warten schon mit Neugier auf die nächste Veranstaltung der Reihe Ungarn liest Österreich.
/Ádám Berta/