Leipziger Buchmesse

Autoren: Bettina Bagoly, Lilla Sallay

Zeitung: 2013/1

Rubriken: Germanistik, Interviews, Kultur

In diesem Jahr fand vom 14. bis zum 17. März die Leipziger Buchmesse statt. In Leipzig debütierten mehr als hunderttausend Bücher und es trafen sich Verlage, Autor_innen, Übersetzer_innen mit einem interessierten Publikum, die sich für Bücher oder die Buchneuheiten begeistern. Mit den rund 168.000 Besuchern stellte die diesjährige Messe einen Besucherrekord auf.
horvath gezaAn diesem riesengroßenen Ereignis nahm auch Dr. Géza Horváth teil. Wir haben ihn über seine persönlichen Erlebnisse gefragt.

  • GeMa:
    Bitte erzählen Sie uns über die Leipziger Buchmesse 2013, wie Sie sie gesehen haben, wie sie verlaufen ist.

G. H.:
Ja, die Leipziger Buchmesse ist die zweitgrößte Buchmesse in Deutschland. Die größte ist die Frankfurter, die immer im Oktober stattfindet. Die Leipziger ist zwar kleiner als die Frankfurter Buchmesse, hinsichtlich des Niveaus steht sie dieser aber keineswegs nach.
Leipziger Buchmesse1Natürlich handelt es sich um eine internationale Buchmesse, auf der dieses Jahr auch Ungarn, die ungarische Literatur mit einem Messestand präsent war. Während dieser drei/vier Tage gab es fünf wichtige ungarische Programme, zum Teil auf dem Gelände der Buchmesse, das außerhalb der Stadt liegt. Die wichtigen Programme wurden am 14./15. März an den zwei wichtigsten Orten veranstaltet.

  • GeMa:
    Könnten Sie darüber sprechen, an welchen Kriterien es liegt, dass ein ungarisches Buch auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt werden kann?

G. H.:
Ja, das ist eine sehr komplizierte Frage. Ich glaube, ein Grund ist die Frankfurter Buchmesse 1999, als Ungarn das Gastland war, und auch die internationale Bekanntheit von Imre Kertész. Seit den letzten Jahren ist Ungarn verhältnismäßig bekannt und dem deutschen Leserpublikum bekannt. Als Mittelpunkt würde ich besonders die großen zeitgenössischen Autoren nennen, die am bekanntesten in Deutschland sind: Imre Kertész, Péter Esterházy, Péter Nádas, und auch György Konrád. Und über sie hinaus gibt es noch einige Klassiker wie Sándor Márai und zum Teil auch Antal Szerb. Und immer mehr werden ungarische Autoren jüngerer Generationen, ganz junge Autoren, auch auf der deutschen Buchmesse willkommen geheißen.
Leipziger Buchmesse2Das Kuratorium der Hungarian Book Foundation und andere Vereine z. B. Balassi-Institut gehören zu den Veranstaltern und das Kuratorium entscheidet, welche Bücher, welche Autoren auf der Messe vorgestellt werden können. Das erste Programm war die Präsentation der Geschichte der Ungarischen Literatur. Es ist ein riesengroßes Projekt von Ernő Szabó-Kulcsár. Mehrere Verfasser haben daran gearbeitet, auch zwei Kollegen aus Szeged: Péter Ötvös und István Fried. Es ist kein chronologisches Werk, sondern eines, in dem die Geschichte der ungarischen Literatur in einem weiteren Kontext, poetologisch vorgestellt wird. Das war also die erste Buchpräsentation. Die zweite war: Das Universum von Jenő Rejtő. Diese Buchpräsentation fand in einem kleinen Theater (naTo), in einem literarischen Pub statt.
Es ist sehr gut angekommen.
Am nächsten Abend wurde in dem Neo-Rauch-Saal im Museum der Bildenden Künste in der Stadt Leipzig ein Kriminalroman von Szilárd Rubin präsentiert. Der Moderator war Jürgen Platt, der mich über Rubin gefragt hat. Der Schauspieler Christian Brückner las einige Teile vor. Es gab ein großes Publikum, etwa 100 interessierte Leser. Das war also der zweite Abend.

Leipziger Buchmesse3Am dritten Tag war die Vorstellung von zwei jüngeren Autoren. Die erste war Ildikó Noémi Nagy, eine ungarische junge Frau, die in den USA geboren ist und ein junger Mann namens Zsolt Koppány-Nagy, der aus Siebenbürgen (Rumänien) stammt. Es gab auch zwei Lesungen, zwei Präsentationen mit dem Schriftsteller György Spiró und István Szilágyi. Dieses Programm wurde vom ungarischen Balassi Institut organisiert.

Das CHB – Collegium Hungarikum Berlin – organisierte auch einige Veranstaltungen: mehrere mit Péter Esterházy und mit György Konrád. An dieser Geschichte ist interessant, dass der Moderator Péter Esterházy darüber fragte, wie es in Ungarn mit der „faschistischen Diktatur“ ist. Er hat gesagt, dass es hier überhaupt keine Diktatur gibt.

Also es war ganz interessant, dass er ihn nicht nach dem literarischen oder kulturellen Leben fragte, sondern nach der politischen Situation.

  • Gab es eine Zusammenarbeit zwischen den ungarischen Vertreter? Wenn ja, inwiefern arbeiteten sie zusammen?

Die ungarischen Vertreter haben sich manchmal gar nicht getroffen. Zum Beispiel ist György Spiró erst am Samstag gekommen und Péter Esterházy war am Samstag nicht mehr da. Es gab auch keinen Empfang für die Teilnehmer, wo sie sich hätten treffen können. Aber zwischen den ungarischen Veranstaltern gab es ein sehr gutes Teamwork. Alles war sehr gut vorbereitet und durchgeführt.

/ Bettina Bagoly, Lilla Sallay /