Ein zeitgenössischer österreichischer Schreiber besuchte unsere Universität
Antonio Fian wuchs in Spittal an der Drau auf, ist Gründer und später Herausgeber der Zeitschrift Fettfleck und Autor unter anderem von wöchentlich erscheinenden Dramoletten. Darüber hinaus ist er Dramatiker, Schriftsteller und Essayist, der mit seiner Frau in Wien lebt. Das Treffen mit ihm und seinen Werken fand am 24. März im Konferenzraum der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Szeged statt.
Dr. habil Attila Bombitz, Leiter des Lehrstuhls für Österreichische Literatur und Kultur, machte den Gast den Anwesenden bekannt. Wir erfuhren, dass sich Herr Fian einen Monat lang in Pécs aufhält, um ein einmonatiges sogenanntes Stadtschreiber-Stipendium wahrzunehmen. Das Ziel des Stipendiums ist, Literaten im Rahmen eines befristeten Aufenthaltes in einer Gemeinde die Möglichkeit zu bieten, die eigene deutschsprachige Kultur zu vermitteln, interkulturelle Gespräche zu führen und natürlich auch literarische Werke zu schreiben.
Die Lesung bestand aus zwei größeren Teilen. Zuerst bekam das Publikum eine Kostprobe aus Fians neuem Roman „Das Polykrates-Syndrom“ (erschienen beim Verlag Droschl 2014). Dieses Werk wurde für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2014 nominiert, und dies bedeutete für den Autor, dass gleich sein zweiter Roman für einen wichtigen Buchpreis ausgewählt wurde.
Fians Buch schaffte es mit weiteren zwanzig Büchern (darunter fünf aus Österreich) auf die Liste. Der Autor meinte, dass er eher in Österreich beliebt ist als in Deutschland, deswegen war er auch sehr überrascht, als er die Nachricht über die Nominierung bekommen hatte. Wie er sagte, war das für ihn eine große Ehre. Mit einem leisen Lächeln fügte er auch noch hinzu, er hoffe, dass dadurch das Buch auch besser verkauft wird. Tatsächlich arbeitete er an dem Roman fast zehn Jahre lang, immer mit kleineren Pausen dazwischen, versteht sich. Irgendeinmal dachte er, „man muss sehen, was daraus wird“, und beendete das Skript, was ursprünglich als Drehbuch entwickelt werden sollte. Der langsame Schreibprozess machte ihn keineswegs ungeduldig, denn er verspürte beim Schreiben immer wieder das Gefühl von Glück. Außerdem soll ja, wie er meinte, der Leser sich dabei amüsieren, nicht er selbst. Einen Auszug aus der Geschichte las er uns vor, hörte aber gerade an dem Punkt auf, wo es äußerst spannend wurde. Und er verriet uns nicht, nicht einmal andeutungsweise, wie es mit der Geschichte weitergeht. Die effektivste Art, einen zum Lesen zu bringen.
Im zweiten Teil der Lesung hat uns Herr Fian mit seinen Dramoletten bekannt gemacht. Wie er selbst einräumte, hat er diese Werke des Öfteren im Dialekt verfasst. Es sind kürzere Texte, hauptsächlich Dialoge knisternder Spannung. Der Autor verwies auch darauf, dass diese Texte sehr „österreichisch“ sind. Wir haben insgesamt sieben Texte gehört, die die Atmosphäre auflockerten. Sieben Texte mit sieben spannenden Inhalten und immer wieder mit einer überraschenden Wende zum Schluss. Die kurzen Dramoletten brachten uns zum Lachen, ob es nun von Babylon, Bambi oder um die Weltverbesserung handelte. Einige waren wegen des Dialekts wirklich schwer zu verstehen, aber wir wurden ja darauf vorbereitet. Die Pointe haben auch so alle verstanden.
Diese gelungene Lesung endete mit einigen persönlichen Fragen und auch mit manchen zu seinen Werken. Antonio Fian meinte, dass er auch sehr viele Ideen in Pécs sammeln konnte und dass er schon an das nächste Buch denkt. Bis es soweit ist, arbeitet er fleißig an seinen Dramoletten weiter.
/Rita Magyarity/
Quelle des Beitragsbildes: www.literar.at