Ein Doppelgeburtstag. Symposium zu den Werken von Christoph Ransmayr und 20. Geburtstag des Lehrstuhls für Österreichische Literatur und Kultur an der Universität Szeged.
Am 24. März wurde ein Symposium zu den Werken von Christoph Ransmayr eröffnet. Mit diesem Ereignis wurden gleich zwei Feierlichkeiten, nämlich der 60. Geburtstag des Autors und der 20. Jahrestag der Gründung des Lehrstuhls für Österreichische Literatur und Kultur an der Universität Szeged, gewürdigt. Das Symposium wurde von Dr. habil. Attila Bombitz ins Leben gerufen. Neben Gästen aus Österreich (z. B. Mag. Bernhard Fetz, Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk) kamen auch Besucher und Vortragende aus Polen (Dr. Gabriela Ociepa, Tymofij Havryliv und Prof. Dr. Slawomir Piontek) und natürlich auch aus Ungarn (Dr. habil. Zsuzsa Bognár, Dr. Edina Sándorfi und Dr. Edit Király). Es waren Gäste aus dem nahen Temeschwar und aus dem fernen New Jersey gekommen. Als eine Art Höhepunkt der Konferenz hatten die Besucher die Möglichkeit, Vorträge und eine zweisprachige Lesung aus den Werken Ransmayrs zu hören, gehalten von bekannten Übersetzern seiner Werke ins Ungarische.
Christoph Ransmayr, geboren am 20. März 1954, ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Schriftsteller, der es schafft, Realität und Fiktion in den Werken miteinander zu verschmelzen. Ransmayrs Werke sind bekannt dafür, dass historische Tatsachen mit fiktionalen Elementen gemischt werden und erst so ein Ganzes bilden. Der Autor, der übrigens Philosophie und Ethnologie in Wien studierte, gewann auch schon mehrere Literaturpreise und Auszeichnungen. Seine wichtigsten Werke in chronologischer Reihenfolge sind: Die Schrecken des Eises und der Finsternis (1984), Die letzte Welt (1988), Morbus Kitahara (1995), Der fliegende Berg (2006), Atlas eines ängstlichen Mannes (2012).[1] Manche seiner Erzählungen wurden auch, wie bereits erwähnt, ins Ungarische übersetzt. Leider konnte Christoph Ransmayr selbst nicht an dieser Konferenz teilnehmen.
Der erste Tag des Symposiums wurde von Dr. Susanne Bachfischer (Budapest), Univ.-Prof. Dr. Árpád Bernáth (Szeged) und von Dr. habil. Attila Bombitz (Szeged) mit einer Erläuterung der Themen des Symposiums eröffnet. Am ersten Tag waren mehrheitlich Vorträge über die historischen Daten, die in Ransmayrs Werken vorkommen, und Untersuchungen von Werken unter verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel Die Schrecken des Eises und der Finsternis zu hören.
Dr. Susanne Bachfischer, Direktorin des Österreichischen Kulturforums
Prof. Dr. Árpád Bernáth hält seine Eröffnungsrede
Am 25. März wurden über diverse Themen rund um Christoph Ransmayr und sein Lebenswerk Vorträge gehalten: Allgemeines über Ransmayrs Erzählungen, von Dr. Dana Pfeiferova (Budweis), in denen auch die Dopplungen, die immer wieder vorkommen, mitsamt der häufig dargestellten Motive, erläutert wurden. Dem folgte ein interessanter Vortrag von Dr. Renate Langer (Salzburg) über die religiösen Motive, die in den Werken Ransmayrs zu beobachten sind. Am Nachmittag sprach Maria Naganowska (Poznañ/Wien) über einige Forschungsperspektiven, gefolgt von einem Vortrag von Dr. habil. Attila Bombitz über Ransmayrs „Letzte Welten“, in dem auch ungarische Parallelen genannt wurden. In diesem Vortrag war auch davon die Rede, wie Ransmayr in Ungarn von den Lesern akzeptiert wird. Es ist erfreulich, festzustellen, dass sich heutzutage immer mehr Literaturforscher mit den Werken Ransmayrs beschäftigen und auch der Leserkreis, dank der (guten) Übersetzungen, wächst.
Dr. habil. Attila Bombitz bei der Eröffnung
Um 18:00 Uhr folgte aber das Ereignis, auf das schon viele Teilnehmer der Konferenz warteten, nämlich die zweisprachige Lesung aus dem Werk Die letzte Welt – eine Geschichte, in der eine fiktive Figur nach Naso (Ovid) sucht. Eröffnet wurde sie mit einem Ausschnitt einer Verfilmung des Werkes, die nie fertig gedreht wurde, gefolgt von Iván Sándor mit einer Art Einführung in das Thema. Lajos Adamik hielt dann einen Vortrag, er hatte Morbus Kitahara ins Ungarische übersetzt, über diesen Roman. Später konnten die Anwesenden eine digitalisierte Lesung von Ransmayr selbst anhören, aber auch Péter Esterházy und László Márton lasen in zwei Sprachen (deutsch-ungarisch) und hielten auch Vorträge über die Hauptmotive und über die wichtigsten Fragestellungen in Die letzte Welt. Man konnte auch über die Parallelen, die Gegensätze und über die Ovid/Naso-Problematik in den Werken von Hermann Broch und Christoph Ransmayr einen klaren Überblick bekommen. Außerdem erhielt man ein eindrucksvolles Bild über die poetische Sprache des Autors selbst und die Detailliertheit der Übersetzungen. Dieser Teil der Konferenz wurde von einem sehr großen Publikum äußerst positiv aufgenommen.
László Márton liest vor
Am letzten Tag des Symposiums wurde schließlich die poetische Seite der Ransmayr-Erzählungen von Dr. habil. Zsuzsa Bognár (Piliscsaba) dargestellt, gefolgt vom Vortrag des polnischen Gastes, Prof. Dr. Slawomir Piontek, über Morbus Kitahara, einen Roman, in dem ein Land beschrieben wird, das nach einem Krieg deindustrialisiert wird.
Am Mittwochnachmittag wurde ein ganzer Vortragsblock den „polnischen Geschichten“ Christoph Ransmayrs gewidmet. Es wurde über die Erzählung Przemysl diskutiert, gefolgt von einer sehr umfassenden Übersicht über diese Werke Ransmayrs mit polnischer Thematik.
Das Ende des Symposiums wurde mit einem interdisziplinären Vortragsblock abgeschlossen: mit einen Vortrag von Dr. Eleonora Ringler-Pascu aus Temeschwar über das Odysseus-Motiv in Ransmayrs Roman. Der letzte Vortrag hatte das Thema Musik in der Literatur im Fokus. Als Beispiel wurde das Werk Damen und Herren unter Wasser herangezogen, in dem es zahlreiche Elemente gibt, die für dieses Thema passend sind, wie zum Beispiel die Namen der Charaktere, onomatopoetische Wörter usw. Die Teilnehmer konnten auch eine Lesung des Autors selbst zu dieser Erzählung hören.
Fazit: Eine rundum gelungene Konferenz, mit einer sehr guten Stimmung, vielen Interessenten und auch vielen Fragen, die manchmal sehr ausführlich beantwortet wurden. Für mich war es eine sehr gute Gelegenheit, in nur drei Tagen enorm viel über Christoph Ransmayr und sein Lebenswerk zu erfahren und für mein weiteres Studium mitzunehmen.
Quelle des Beitragsbildes: www.aurora-magazin.at
Quelle der Bilder: Edit Bogdány
/Benedek Béres/