Eine fröhliche Wiederkehr. Das Sándor Petőfi Evangelische Gymnasium in Mezőberény

Autor: Anikó Toldi

Zeitung: 2013/1

Rubriken: Germanistik, Studiosi

Wiederkehr ins Alma Mater2In der 17. GeMa-Ausgabe wurde eine mehrteilige Artikelserie ins Leben gerufen, die sich mit den zweisprachigen Schulen Ungarns beschäftigt. Das erste besuchte zweisprachige Gymnasium war das Sándor Petőfi Gymnasium in Mezőberény.

Es war ein ganz normaler Tag im Leben der Schule, aber die Schüler waren begeistert, weil sie im Unterricht einen Besuch erwarteten: Zwei Studierende kamen von der Universität Szeged, die einen Artikel über sie schreiben wollten. Beethoovens „An die Freude“ zeigte, dass der Unterricht beginnen sollte, und nachdem der Lehrer mit den Gästen angekommen war, begann etwas Eigenartiges. Ich war damals auch eine dieser Schüler_innen.

„Ich bewerbe mich wahrscheinlich an der Uni Szeged. Ich möchte aber während des Germanistikstudiums einige Semester in Deutschland studieren, zum Beispiel mit Hilfe von Stipendien wie Erasmus oder DAAD“, antwortete ich damals auf die Fragen von András Horváth und Csilla Sztankó. Meine Erwartungen wurden zur Wirklichkeit, und als ich von der Gelegenheit erfahren habe, bei GeMa mitzu“arbeiten“, war es für mich keine Frage, dass ich mich für diesen Kurs anmelde. Es war für mich auch selbstverständlich, dass ich in meine ehemalige Schule zurückkehre und sie aus einer anderen Perspektive beobachte.

Ich hatte an einem sonnigen Dienstagvormittag die Möglichkeit, zwei Stunden zu besuchen, wobei ich mich mit alten Freunden und mit meiner ehemaligen Lehrerin treffen konnte. Es war ein sehr seltsames Gefühl, als Gast empfangen und vorgestellt zu werden. Ich kann schon verstehen, wie sich András und Csilla bei ihrem Besuch gefühlt haben: Neugierig und aufgeschlossen blickten mich die Schüler_innen an und sie gaben ihr Bestes im Unterricht und waren bereit, meine Fragen zu beantworten, womit sie meine journalistische Arbeit sehr erleichtert haben.

Die eigentliche Triebfeder meines Besuches war die Neugier auf mögliche Veränderungen im Gymnasium in den letzten Jahren. Ich wollte wissen, was sich im System änderte, was jetzt die Schüler_innen über die Schule, über die zweisprachige Ausbildung und über die deutsche Sprache selbst denken.

An der ersten Deutschstunde waren Schüler_innen beteiligt, die im 13. Jahrgang sind, also für sie steht das Abitur vor der Tür. Deshalb haben sie sich im Unterricht mit möglichen Abituraufgaben beschäftigt und die Art und Weise des Argumentierens besprochen. Es war schon ein komisches Gefühl für mich, all diese Informationen nicht mehr als Gymnasialschülerin zu hören, sondern als Journalistin und Gast. Nach dem Ende der Stunde hatte ich die Möglichkeit, den Schüler_innen meine Fragen zu stellen, und wir konnten ein sehr lockeres und gut gelauntes Gespräch führen. Ein Schüler, Krisztián sagte: „Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, dass ich mich für dieses Gymnasium beworben habe. Wir werden hier nicht nur auf einem hohen Niveau unterrichtet, sondern die Lehrerinnen und Lehrer sind auch immer bereit, uns Schülern zu helfen. Wir haben hier auch die Möglichkeit, ein Sprachdiplom kostenlos zu bekommen, was eine große finanzielle Hilfe für die Familien bedeutet. Für mich wird die hier verbrachte Zeit sehr nützlich sein, weil man heutzutage ohne Sprachdiplom seinen Platz auf dem Arbeitsmarkt nicht finden kann. Daneben ist die deutsche Sprache auch immer beliebter und die großen deutsche Firmen in Ungarn sind immer bereit, Menschen einzustellen, die gute Deutschkenntnisse haben.“

Während er spricht, nickt ein anderer Schüler, Levente. Er stimmt zu, dass er der Schule sehr dankbar ist, aber er hat andere Vorstellungen mit der deutschen Sprache in der Zukunft: „Da ich hier in Ungarn als Architekt arbeiten möchte, glaube ich nicht, dass meine Deutschkenntnisse in der Zukunft sehr profitabel sein können, aber eins ist sicher: Ich bin sehr froh, diese Schule besuchen zu können und so viele Möglichkeiten zu haben, die für uns und auch für unser zukünftiges Leben wichtig und bedeutend sind.“

Als ich die Schüler_innen so „beobachtet“ habe, konnte ich feststellen, dass sich die Gymnasialschüler_innen gar nicht verändert haben, sie sind genauso lebhaft, fleißig und wissensdurstig wie wir es waren. Die Schule änderte sich aber ein bisschen: Seit einem Jahr ist sie ein evangelisches Gymnasium. Dieser Prozess brachte einige Veränderungen mit sich, aber diese stehen im Zusammenhang mit den religiösen Sitten und Bräuchen, die zweisprachige Ausbildung ist davon also nicht betroffen.

Nach ein paar Minuten ist die Pause zu Ende. Sowohl die Schüler als auch ich sollen zum nächsten Unterricht gehen. Im Internat des Gymnasiums sind auch einige Klassenräume eingerichtet. In einem dieser Räume beginnt jetzt die zweite Stunde, die ich besuchen konnte.

Hier waren Schüler des 10. Jahrgangs, sie lernen ungefähr seit einem Jahr Deutsch. Zu meiner Überraschung konnten sie die Sprache sehr gut benutzen und mit den Aufgaben leicht umgehen. Sie sollten sich auf einen Test vorbereiten, wobei sie die Schönheiten und Merkmale des persönlichen Briefes in einer kreativen, aber doch formalen Weise besprochen haben. Wir haben früher auch so etwas gemacht, aber nicht mit denselben Büchern und Methoden, mit denen sie jetzt arbeiten. Die Schüler_innen konnten ihre Ideen auf eine Folie schreiben und das später mit einem Beamer den anderen präsentieren. Diese Methode finde ich wirksam, weil sich die Schüler so unbewusst auch auf spätere Präsentationen vorbereiten.

Am Ende des Schultages konnte ich auch meiner ehemaligen Lehrerin Timea Kiss einige Fragen stellen. Sie meint, dass die Schüler selber sich nicht, aber die Erwartungen ihnen gegenüber sich verändert haben. Nach ihrer Meinung sollen die Schüler mehr lernen als vor ungefähr vier Jahren, und wenn sie in jeder Stunde, in jedem Fach ihr Bestes geben möchten, können sie leicht erschöpft werden. Die zweisprachige Ausbildung betreffend stellt sie fest, dass die Neugier auf die deutsche Sprache und diese Bildung nicht gestiegen ist, aber sie findet es gut, dass sie auch nicht gesunken ist.

Ich war sehr froh, so einen schönen Tag in meiner ehemaligen Schule zu verbringen und alles aus einer anderen Perspektive beobachten zu können. Dazu möchte ich mich bei Frau Kiss bedanken, dass sie mir die Möglichkeit gab, beide Unterrichtsstunden bei ihr zu besuchen.
Hoffentlich wird jemand aus der zukünftigen GeMa-Redaktion, der auch in dem Sándor Petőfi Gymnasium gelernt hat, in einigen Jahren einen ähnlichen Artikel schreiben.

/ Anikó Toldi /