Deutschsprachiger Kindergarten in Kecskemét – Ein Interview mit Frau Dr. Kinga Nagyné Demján

Autor: Réka Andrea Pócs

Rubriken: Gesellschaft, Interviews

Im Oktober hatte ich die Möglichkeit, Frau Dr. Kinga Nagyné Demján, der Direktorin und Besitzerin des deutsch-ungarischen Nationalitäten-Kindergartens in Kecskemét, ein paar Fragen zu stellen. Sie beziehen sich im Allgemeinen auf die Funktion dieses Kindergartens und auf die deutsche Minderheit dort. Es handelt sich um einen Privatkindergarten, der seine Tätigkeit im September 2000 begonnen hat. Der „Kinder Ovi“ befindet sich in zwei Gebäudeteilen im Kecskeméter Gartenviertel in einer ruhigen Lage.

GeMa: Frau Demján, ich möchte durch dieses Gespräch zeigen, wie Ihr Kindergarten strukturiert ist und welche Angebote es gibt. Könnten Sie zunächst darüber erzählen, wie die Verhältnisse im Kindergarten ganz allgemein sind?
Kinga Demján:
Ja, gerne! Einige Kinder, die im Kindergarten betreut werden, haben deutsche Wurzeln oder es sind Kinder, die sich für die deutsche Sprache interessieren. Es gibt jetzt insgesamt vier Gruppen, aber das verändert sich jahraus, jahrein. Üblicherweise ist die Zahl von Kindern, die der deutschen Minderheit angehören, zwei bis drei pro Gruppe. Die Betreuung im Kindergarten beginnt ab einem Lebensalter von zwölf Monaten. Die Kinder zwischen einem und drei Jahren und zwischen drei und sieben Jahren werden in unterschiedlichen Gebäudeteilen untergebracht.

GeMa: Meine nächste Frage wäre, welche Ausbildung die ErzieherInnen haben? Wenn ich dort arbeiten wollen würde, hätte ich mit einem Diplom in Germanistik eine Chance?
KD:
Jede Kindergruppe wird von einer deutschsprachigen Kindergärtnerin, von einer weiteren Kindergärtnerin und von einer Erzieherin betreut. Jede Kindergärtnerin hat ein Diplom in verschiedenen Bereichen. Die meisten haben neben der Pädagogenausbildung eine Ausbildung zum/zur deutschen Nationalitäten-Kindergärtner/in gemacht, aber es gibt auch Frauen, die eine Deutsch-Lehramts- oder Elementarpädagogik-Ausbildung absolviert haben.

GeMa: Wie läuft der Unterricht ab?
KD:
Den ganzen Tag sprechen wir deutsch, wenn es möglich ist, natürlich aber auch ungarisch. Diese Methode entwickelt das Deutschlernen am besten.

GeMa: Wozu dient eigentlich dieser Kindergarten?
KD:
Unsere Beziehung zur deutschen Minderheit ist ziemlich gut. Wir halten den Kontakt mit der Vásárhelyi Pál-Grundschule, denn deren Hauptcharakteristikum ist der Deutschunterricht. Nach dem Kindergarten besucht die Mehrheit der Kinder diese Schule. Wir können sagen, dass unser Kindergarten als Vorschule dient. Zu den Vorschüler/innen kommt ein/e Lehrer/in aus der Mercedes-Fabrik zu Besuch und im letzten Jahr gibt es auch einen Besuch in der Schule.

GeMa: Wie sehen die Veranstaltungen aus? Halten Sie auch die deutschen Feier- bzw. Festtage ein?
KD:
Das Kindergartenleben der Kinder wird durch zahlreiche interessante Veranstaltungen bereichert, unter denen wir die wichtigsten Feieranlässe und Traditionen aus dem deutschen, aber auch aus dem ungarischen Kulturkreis finden können. Solche Veranstaltungen sind z.B.: Oktoberfest, Erntedankfest, Laternenfest (St. Martin), Nikolaustag, Adventfeier der Deutschen Selbstverwaltung in Kecskemét und noch viele andere. Die Kinder haben auch einen Trachtenanzug. Außerdem organisieren wir oft Ausflüge, Spaziergänge in der Stadt, auf dem Marktplatz und im Arboretum. Wir gehen regelmäßig ins Puppentheater oder in den Zoo.

GeMa: Gibt es außer den regelmäßigen auch fakultative Kurse? Ich denke jetzt an Sportmöglichkeiten oder Ähnliches.
KD:
Das gibt es natürlich. Je nach Bedarf der Eltern können die Kinder fakultative Kurse in Anspruch nehmen. Das sind: Schwimmen, Reiten, Fußball, Judo, Bewegungstherapie, Volkstanz und englischer Sprachunterricht. Ja, neben dem den ganzen Tag dauernden Deutschlernen können die Kinder auch noch Englisch lernen. Unter den Kindern ist das Englischlernen sehr beliebt. Die Kurse werden unter Einbeziehung von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt.

GeMa: Vielen Dank für das Interview, Frau Demján!

Zu guter Letzt möchte ich mit dem Gedanken schließen, dass der Besuch eines deutschsprachigen Kindergartens die Karrierechancen der Kinder in der Zukunft erhöhen kann, weil die Kenntnis einer weiteren Sprache immer einen Vorteil bedeutet. Vielleicht studieren die Kinder aus dem Keckeméter Kindergarten sogar einmal hier am Institut für Germanistik an der Universität Szeged! Im Internet kann man auch eine Homepage finden, für den Fall, dass man mehr über den Kindergarten wissen möchte: http://www.kinderovi.hu/.

/Réka Andrea Pócs/