Das Ortslektorat unseres Instituts veranstaltete im Wintersemester 2015 eine kleine, aber feine Veranstaltungsreihe. Unter dem Motto „Literaturverfilmungen der letzten 50 Jahre“ wurden drei deutschsprachige Filme gezeigt, die, wie der Titel bereits verrät, auf literarischen Vorlagen basieren. Ganz einfach mit Beamer und Computerboxen wurde im Zwei-Wochen-Takt für filmische Unterhaltung gesorgt. Im Német Irodalmi Szeminárium 2 fanden sich interessierte Studierende, aber auch Dozentinnen und Dozenten abends in gemütlicher Runde zusammen, um gemeinsam den jeweiligen Film zu sehen und im Anschluss darüber zu diskutieren.
Der erste Film der Reihe war die von 1966 stammende, deutsch-französische Verfilmung „Der junge Törless“. Basierend auf dem Roman „Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Musil aus dem Jahr 1906, zeigte der Film, wie der junge Basini von seinen Mitschülern in einem Internat wiederholt gequält und schließlich sexuell missbraucht wird. Mitwisser ist der junge Törless, der bald Gefallen an dem Treiben findet und immer mehr zum Mittäter wird.
Schlöndorffs Verfilmung gilt als einer der Initialfilme des zu der Zeit aufstrebenden so genannten Jungen Deutschen Film, unter den weitere namhafte Regisseure wie Wim Wenders oder Rainer Werner Fassbinder gefasst werden, und war keineswegs unumstritten.
Das Drama war sicherlich kein einfacher Start, jedoch konnte man in der anschließenden Diskussionsrunde, trotz der schweren Thematik, eine überwiegend positive Resonanz erkennen.
Chronologisch ging es mit dem Film „Die Buddenbrooks“ aus dem Jahre 2008 weiter. Dies ist bereits die vierte filmische Umsetzung des weltweit bekannten Romans, der 1901 erschien. Heinrich Breloers üppig inszeniertes und gerade für sein Kostümbild gelobtes Familiendrama beeindruckte vor allem mit bunten und opulenten Bildern. Eigens für den Film wurde das Buddenbrook-Haus in einem Studio aufwändig rekonstruiert, was dazu führte, dass sich die Ausgaben auf rund 16 Millionen Euro beliefen.
Obwohl der Film – verständlicherweise – nicht die ganze Fülle des Romans von Thomas Mann wiedergeben konnte und sich überwiegend auf die zweite Generation konzentrierte, war es dennoch eine gute Gelegenheit, Einblicke in den Verfall der Familie Buddenbrook zu bekommen.
Letzter Film der Reihe war „Die Vermessung der Welt“ aus dem Jahre 2012. Der deutsch-österreichische Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann, der auch am Drehbuch mitwirkte. In knappen 120 Minuten bekam das Publikum Einblicke von den doch unterschiedlichen historischen Persönlichkeiten Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß und ihren Bemühungen, die Welt zu vermessen – was sich als keine einfache Aufgabe herausstellt.
Gemessen an der ebenfalls nicht einfachen Aufgabe, dem Verfilmen oder Visualisieren von Literatur, war die Kritik sich bei diesem Film einig, dass er zwar schöne Bilder lieferte, aber dem textlichen Original nicht ganz gerecht werden konnte. So war er zwar vielfach für Preise nominiert, erhielt letztlich aber nur zwei, nämlich den Österreichischen Filmpreis 2013 für das Kostümbild und für die Maske.
Im Großen und Ganzen wurde die Veranstaltungsreihe von den Studierenden und auch von den Dozentinnen und Dozenten gut aufgenommen. Auf der einen Seite war sie sicherlich eine gute Sprachübung für die Deutschstudierenden, sie konnte aber auf der anderen Seite auch Einblicke in bekannte, deutschsprachige Literatur geben oder eben einfach nur als Abendveranstaltung zu gemeinsamem Filmeschauen dienen. Deshalb plant Christoph Beeh, Ortslektor am Lehrstuhl für Germanistische Linguistik und Ansprechpartner der Veranstaltung, auch für das kommende Semester weitere Filmabende. Wie in diesem Semester sollen deutschsprachige Filme ausgesucht und anschließend in der Universität gezeigt werden. Auch dann wird darauf wieder via Facebook hingewiesen, sodass alle Interessierten die Möglichkeit bekommen, an dieser gemütlichen Runde erneut teilzunehmen.
/Anna-Christina Madaras/
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