Am 2. Oktober 2015 feierte Róbert Alföldis Adaptation von Mozarts Zauberflöte im Szegeder Nationaltheater Premiere. Der berühmte ungarische Theaterregisseur ist zugleich auch Schauspieler und Moderator, und war bereits Direktor des Budapester Nationaltheaters. Das Stück hat Alföldi für das Armel Opera Festival zu völlig neuem Leben erweckt. Die Meinungen darüber fallen unterschiedlich aus.
Das Armel Opera Festival wurde im Jahre 2007 begründet und besteht aus drei Runden. 2015 fand die erste davon in Budapest, die zweite im tschechischen Plzeň (Pilsen) statt. Das Orchester dirigierte in Budapest Sándor Gyüdi (Generaldirektor des Szegeder Nationaltheaters und Dirigent und Intendant bei den Szegeder Philharmonikern), die Königin der Nacht sang die Französin Marléne Assayag, die dieses Jahr sogar im offiziellen Wettbewerb des Festivals nominiert war und den Preis der besten Sängerin erwarb.
In beiden Festivalrunden wurde die Zauberflöte auf Deutsch, ihrer Originalsprache, aufgeführt, nur in Szeged erklang die Oper auf Ungarisch. Bedauerlicherweise konnte das Szegeder Publikum Marléne Assayag nicht bewundern, ihre Rolle übernahmen Gabriella Érdi und Annamária Barabás.
Die Originalfassung der Zauberflöte von Mozart besteht aus zwei Akten. Das Libretto stammt von Emanuel Schikaneder und basiert auf einem Märchen: Prinz Tamino wird von der Königin der Nacht beauftragt, ihre Tochter Pamina aus den Händen von Sarastro zu befreien. Sie führt Sarastro als Tyrannen vor. In Begleitung von Papageno wird ihm aber klar, dass die Königin der Nacht, die sich an Sarastro rächen will, ihn nur zum Narren hält. Diese abenteuerliche Reise führt Tamino schließlich zur Liebe.
Die Zauberflöte in modernem Gewand
Mozart komponierte die Zauberflöte 1791, in dem Jahr, in dem er starb. Das Stück, in dem man viele philosophische Themen findet: Natur, Moral, Wahrheit, Religion, usw., ist unzweifelhaft das beliebteste Werk der Aufklärung.
Alföldis Interpretation aber ist weit entfernt von der Originalfassung und nimmt eher Bezug auf hochaktuelle, moralische Probleme der heutigen Zeit, wie zum Beispiel Drogenkonsum und Sucht. Gleich am Anfang fällt einem auf, dass die Handlung gar nicht in einem Märchen spielt, sondern in einer geschlossenen Anstalt: die Figuren sind verrückt. Zusammen wohnen sie in diesem Gebäude, in dem Sarastro der Oberarzt ist. Dabei ist seine Person eigentlich nicht positiv belegt, er war immer der Böse in dieser Geschichte.
Der Regisseur verwendet viele Requisiten, die sich auf Drogen, Alkoholismus und psychische Probleme beziehen: Papageno schüttelte immerzu ein Medikamentenfläschchen, das in der Originaloper ein Goldglöckchen ist. Außerdem halluzinierte er über Vögel. Tamino bekam in Alföldis Version statt der Zauberflöte eine Flasche Coca-Cola mit einem Trinkhalm und hielt diese stets in den Händen. Heißt das, die Zauberflöte sei ein Trinkhalm, also ein Hilfsmittel zur Einnahme von Drogen? Es stellt sich heraus, dass auch die Königin der Nacht eine Ärztin ist. Sie möchte Tamino beauftragen, ihrer Tochter zu helfen. Am Ende der Oper kam es dann zu einer radikalen Umkehrung: die Kranken wurden geheilt und flüchteten aus der Anstalt, während die Ärzte irrewurden.
Die Szegeder Zauberflöte im Spiegel der Kritik
Viele sagen, dass Alföldis Inszenierung witzig und geistreich sei. Andere Stimmen meinen, dass sie schlecht gemacht sei, weil Alföldi keine Märchenelemente einsetzt. In vielen Dingen muss der Zuschauer auf seine eigene Fantasie zurückgreifen. So waren die Dialoge zwischen den Figuren auch anders, sie waren freier, folgten keiner Regel – Ironie und Parodie lagen in diesem Stück nah beieinander. Die Bühnenausstattung blieb auch simpel: alles fand in verschiedenen Räumen statt, zwischen denen die Schauspieler mit einem Lift verkehrten.
Mit Sicherheit lässt sich eigentlich nur sagen, dass Alföldis Zauberflöte sich den Betrachtenden nicht auf den ersten Blick erschließt.
/Ádám Forgács/