Göttinger Germanistik-Studenten lernen das frühlingshafte Szeged kennen und schätzen
Wir neun Göttinger Studenten sitzen im Railjet von Budapest nach Wien. Es ist Mitte April, Szeged liegt wenige Stunden hinter uns. Die Stadt, in der wir die letzte Woche verbracht haben. Draußen rauscht die Landschaft vorbei, sie blüht schon prächtig – im Gegensatz zu Deutschland.
Unsere Sommersemester-Seminare in der Interkulturellen Germanistik beginnen in zwei Tagen. Eines haben wir jetzt bereits belegt, mit Dr. Tamás Kispál und Szegeder Studenten. Mit ihnen haben wir über wissenschaftssprachliche Strukturen und ihre Vermittlung diskutiert. Und inner- wie außerhalb des Seminarraums viel erlebt.
„Die Gastfreundschaft der ungarischen Studierenden fiel mir besonders positiv auf. Als Beispiel fällt mir die Germanistenparty ein, mit organisierten Spielen und dem ersten Auftritt der Band, extra für uns mit deutschen Liedern“, erinnert sich Eva. Svenja ergänzt: „Szeged hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Wir hatten außerhalb des Seminars genug Zeit, die Stadt zu erkunden, und konnten so einige Orte besuchen. Ich mochte vor allem die vielen Grünanlagen und Parks, in denen man sich bei gutem Wetter entspannen und die Sonne genießen konnte.“
Nach einem kalten deutschen Winter war die Wärme in Südungarn vor allem Rama willkommen. „Die Stadt war sehr international und die Leute waren auch freundlich“, schwärmt sie. „Ich habe während des Seminars viel gelernt, zum Beispiel, wie man einen Vortrag besser vorbereiten kann. Das Essen war auch gut und günstig. Diese kleinen und zahlreichen Ersatz-Mensas am Uni-Gebäude haben mir sehr gut gefallen. Besonders am Abend, es war immer was los da. Eine sehr lebendige Umgebung.“ Zu ungarischen Spezialitäten haben Jens und Andreas ebenso nie nein gesagt. Palatschinken, Fischsuppe, Goulasch – alles prima. Für einen Lángos hat Anikó die Ausgehungerten quer durch die Innenstadt geführt, bis zum Markt. Das Brot mit Sauerrahm und geriebenem Käse steckte sicher nicht voll mit Nährstoffen, war aber umso leckerer.
„Mich hat alles in Szeged fasziniert: Land, Leute, schöne Architektur. Hauptsächlich aber war ich davon beeindruckt, wie gut die ungarischen Germanistikstudierenden Deutsch beherrschen. Und ich habe gedacht, dass nicht umsonst sie zu den besten Studenten dieses Fachs in Europa zählen“, lobt Bayan, die unseren Kollegen viel Erfolg beim Studium wünscht. Auch Nele fand die Zusammenarbeit mit den ungarischen Studenten besonders positiv. „Wir wurden von ihnen sehr gut aufgenommen und sie waren sehr nett und freundlich zu uns. Dies gilt sowohl für die Arbeit im Seminar als auch für den privaten und freizeitlichen Bereich. Mit meiner Referatspartnerin konnte ich in der Vorbereitung und auch in der Präsentation sehr gut zusammenarbeiten und auch die Gruppenarbeiten mit den ungarischen Studenten im Seminar waren sehr interessant“, sagt sie.
Da kann Katharina nur zustimmen. „Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der Pub Nyugi, gleich an der Uni, in dem ich an einem warmen, sehr sonnigen Nachmittag erst mit Eva und Nele bei einem Bierchen saß und anschließend dort meine beiden Referatspartnerinnen getroffen und mit ihnen unsere Präsentation fertig gemacht habe“, erzählt sie. „Besonders gut daran hat mir die entspannende Reggaemusik gefallen und die Riesen-Sitzkissen. Auf der Germanistenparty haben sich viele ungarische Studenten aufrichtig interessiert an uns gezeigt, etwa die drei Mädels, die draußen bei uns gesessen und sich mit uns unterhalten haben, oder auch einige andere, die auf der Party mehr von uns wissen wollten. Das fand ich sehr nett und auch sehr gastfreundlich, dass sie von sich aus auf uns zugekommen und uns Dinge gefragt haben.“
„Eine hübsche Stadt, so grün – da lässt es sich leben. Ob es mir allerdings gefallen würde, wegen der vielen Arbeit in der Uni regelmäßig das Mittagessen ausfallen zu lassen?“, fragte sich Michaela. Wohl kaum. Doch wegen der Bibliothek ließ sie an einem Tag doch das Mittagessen ausfallen. „May I use the library?“, fragte sie. „Oh, you are a guest? No problem!”, war die Antwort. „Ein freundliches Lächeln, eine Unterschrift auf dem Gästeausweis und schon bin ich drin“, erinnert sich Michaela. „Hell und luftig ist das Gebäude, praktisch die Abschirmung zwischen den Schreibtischen, man ist dann mehr für sich. Und gemütliche Sessel laden zur Lektüre ein, fast wie im Wohnzimmer. So lasse ich mir das gefallen. Ein freundlicher Student zeigt mir die im Boden versteckten Anschlüsse für den Computer und los geht’s. Vier Stunden konzentrierte Arbeit, dann bin ich fertig. Und das Mittagessen habe ich keine Minute vermisst, denn am Abend entschädigt mich die Szegediner Fischsuppe. Lecker!“
Andreas geht schwimmen, wo er kann, aber so ein Bad wie das Aquapolis nahe der Tisza-Brücke hat er noch nie erlebt: „Rasant sind alle fünf Rutschen. Aber eine war ganz irre, da gerät man am Ende in einen riesigen Trichter und fällt erst nach ein paar Umdrehungen durch ein Loch ins Becken. Außergewöhnlich war daneben ein 35 Grad heißes medizinisches Becken mit grünem Wasser. Kein großes Vergnügen, aber ich musste ja nichts trinken.“
Noch nicht lang sind wir aus Szeged weg, aber die Ersten packt schon die Sehnsucht. „Der Bahnhof war wunderschön. Der Fluss, der Bahnhof und der Park, wo ich viel Zeit verbracht hatte, sind immer noch in meinem Kopf“, denkt Rama zurück. „Am letzten Tag, als ich den Park ein letztes Mal gesehen hatte, hat das mir ein bisschen wehgetan. Ich habe das Gefühl, dass ich wieder hierher kommen möchte.
Unser Railjet hat gerade Hegyeshalom passiert. Auf Wiedersehen, Ungarn! Bald sind wir in Wien. Von dort sind Chris und Anikó extra für das Wissenschaftssprachen-Seminar angereist. Wir alle danken den beiden, dass sie uns so toll durch die Woche begleitet haben. Nagyon köszönöm!
/Die Göttingener Gruppe: Eva Babilon, Michaela von Bullion, Svenja Dehler, Katharina Dieball, Bayan Mukhanova, Rama Pekua, Nele Schwedhelm, Jens Steckler, Andreas Stolte/
Fischsuppe
Einen schönen Abend bei Fischsuppe und Palatschinken erlebten wir in einem Restaurant direkt an der Tisza-Brücke.
Serbische Kirche
An einem warmen Tag besuchen wir die erfrischende serbisch-orthodoxe Kirche Szegeds
Seminar
Die Seminarwoche verbrachten wir in einem Konferenzraum der Universität.
Ikonostase
Die serbisch-orthodoxe Kirche beherbergt eine kunsthistorische Besonderheit: die kunstvoll aus Birnbaumholz geschnitzte Rokoko-Ikonostase mit über 80 Ikonen – bemerkenswert.