Der 130. Geburtstag des guten Beobachters

Autoren: Dalma Harcsás, Flóra Ágnes Madácsy

Zeitung: 2013/2

Rubrik: Germanistik

„Kafka-Variationen“ – unter diesem Titel fand am 8. Oktober 2013 die Eröffnung einer internationalen Programmserie in der Ervin Szabó Bibliothek in Budapest statt. Die mehrteilige Veranstaltung aus Anlass des 130. Geburtstages Franz Kafkas wurde zusammen vom österreichischen Kulturforum, dem Tschechischen Zentrum und der Ervin Szabó Bibliothek organisiert.

„Er lebte in Prag, schrieb auf Deutsch und war Mitbürger einer Monarchie mit vielen Nationalitäten. Er war Anhänger des jüdischen Theaters, ging jeden Tag zur Arbeit in eine Versicherungsgesellschaft, arbeitete in der Nacht an seinem Schreibtisch und kämpfte mit einer tödlichen Krankheit.“ – Mit diesen Gedanken eröffnete Herr Dr. Péter Fodor, der Direktor der Ervin Szabó Bibliothek die Programmserie. Im Rahmen der Landesbibliothektage wurde die aus drei Teilen bestehende Kafka-Erinnerung veranstaltet, darunter die bis zum 9.  November in der Bibliothek zugängliche „Kafka in Prag“-Ausstellung. Sie besteht aus neun Tableaus, auf denen Dokumente und Zeichnungen, Bilder seiner Familie, Zeugnisse, aber auch Zitate sein Leben darstellen. Frau Dr. Markéta Mališova, Leiterin des Prager Franz Kafka-Museums erwähnte, dass Kafka nach wie vor sehr populär sei. Er sei ein sehr guter Beobachter gewesen und konnte diese Begabung beim Schreiben nutzen wie nur wenige.kafka_eröffnung

Noch am gleichen Abend, nach der Eröffnung, wurde ein Literarischer Abend unter dem Titel „Kafkas Geheimnisse“ und der Leitung von Tamás Ungvári veranstaltet. Er führte die Anwesenden mit Hilfe von Andrea Fullajtár und János Kulka in die Welt des Schriftstellers.

Als dritter Teil der Veranstaltungsreihe fand am 9. Oktober eine internationale Konferenz auf Deutsch zum Thema „Aspekte. Zu Werk und Person Franz Kafkas“ statt. Dr. Susanne Bachfischer, die Direktorin des österreichischen Kulturforums würdigte in ihrer Rede die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kafkas Texten und bedankte sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Engagement. Die Szegeder Germanistik vertrat unter den Referenten Frau Dr. Csilla Mihály, die einen Vortrag mit dem Titel „Josef K.s Traum. Kafkas Erzählprinzipien in Kurzform“ hielt.kafka_mihálycs

Franz Kafka ist heute, besonders in Tschechien, eine sehr berühmte Person. Seit 2005 existiert in Prag das nach Franz Kafka benannte Zentrum oder Museum, das sich durch eine vielfältige Tätigkeit in der Pflege der Erinnerung an Kafkas Person und Werk auszeichnet. Im Museum kann sogar seine eigene Bibliothek besichtigt werden.

Das Ziel der Programmserie ist nicht nur das Erinnerung an Kafka am Leben zu halten, sondern auch die Popularisierung der Bibliotheken im Allgemeinen und deren Möglichkeiten. Trotzdem kann behauptet werden, dass dieses gemeinsame Projekt ohne Kafkas vielseitige Persönlichkeit weniger erfolgreich gewesen wäre. Ihm bescherte das Leben nicht das Allerbeste, er war auch überaus selbstkritisch, aber wenn er aus seinen eigenen Werken vorlas, kam sein Humor besonders deutlich zur Geltung, denn er lachte so sehr, dass er nicht weiterlesen konnte…

/Dalma Harcsás, Flóra Madácsy/

Weitere Informationen:

http://www.fszek.hu/konyvtaraink/kozponti_konyvtar/rendezvenyek/?article_hid=22485

Programmheft der Kafka-Tagung:

http://budapest.czechcentres.cz/_sys_/FileStorage/download/11/10666/kafka-nemet-ketlapos.pdf