Das Adlon. Eine Familiensaga von Uli Edel
Unter den Linden, am Brandenburger Tor findet man heute die neu zum Leben erweckte Legende Berlins, die einst die Hauptstadt zur Weltmetropole machte – das Hotel Adlon. Eröffnet 1907, aufgeblüht in den Goldenen Zwanzigern, ausgebrannt 1945, gesprengt 1984. Es war der Olymp Deutschlands. Gäste wie der Zar von Russland, Caruso, Einstein oder Chaplin übernachteten hier.
“Das Adlon. Eine Familiensaga” (2013) ist eine Trilogie, die voller Eleganz und Pracht zwischen einem gutgelungenen Dokumentarfilm und einem von Tränen durchnässten Melodrama schwingt. Das Hotel selbst dient meistens als hübsche Kulisse für die glücklichsten und tragischsten Lebenserfahrungen von Sophie Schadt, der Nichte des berühmten Architekten Lorenz Adlon, Visionärs und Gründers des bekanntesten deutschen Hotels. Aus einer Familie mit sorgsam gehüteten Geheimnissen stammend verflicht sich Sofies Schicksal früh mit dem des Edelhauses. Nach dem Tod ihrer Großmutter weigert sich das junge Mädchen mit ihrer Mutter nach Amerika zu reisen und zieht in das Adlon um, wo sie auf den kessen Journalisten Julian Zimmermann trifft und sich sofort in ihn verliebt. Wie erwartet, entwickelt sich ihre Beziehung nicht auf einfache Weise. Sofie und Julian werden zu Romeo und Julia des Nazi-Regimes, und schließlich scheint ihre Liebe vom Winde verweht zu sein.
Die imposante Zeitreise besteht aus liebenswürdigen, humorvollen Szenen, die dann ins Dramatische stürzen. Der Wechsel zwischen luxuriös-märchenhafter Erzählung und schlicht-realer Reportage ergibt eine gutgelungene Mischung aus Erinnerungsszenen á la Titanic und zeitgenössischer Videoaufnahmen. Josephine Preuß, bekannt aus der ARD Fernsehserie “Türkisch für Anfänger” meistert ihre Rolle als alleinstehende, erwachsene Frau hervorragend. Erwähnenswert ist neben Heino Ferch, Wotan Wilke Möhring oder Marie Bäumer auch Jürgen Vogel. Laut der FAZ verkörpert er mit seinem SA-Haarschnitt „eine[n] der besten Bösewichte im deutschen Fernsehen seit langem”.
Es ist wie beim Genuss eines Rocher-Bonbons. Man fühlt sowohl die harte Grässlichkeit der Realität als auch die süße Herrlichkeit der Kunst, auch wenn es manchmal zu viel des Guten wird. Schließlich sollte es doch um das Hotel gehen, und nicht nur um die Romanze der Prinzessin.
/Christiana Gules/