Das 40. Jubiläum der tragischen Olympiade
Vierzig Jahre sind vergangen, seitdem ein Drama bei den olympischen Sommerspielen die Welt erschütterte. Nachdem, was dort vorgefallen war, geriet der Terror in den Alltag. Die sensationellen Spiele endeten als Albtraum, der seine Wirkung bis in die Gegenwart erhält.
München begrüßt die Welt
Die Geschichte fing wunderschön an: 27 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wollte Deutschland die einmalige Möglichkeit ergreifen, der Welt ein anderes Bild, ein anderes Gesicht des Landes zu zeigen. Die Vergangenheit der Stadt war ein entscheidender Grund dafür, dass die so genannte Neuzeit des Landes mit der Olympiade gerade hier beginnen sollte, denn die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde in dieser Stadt gegründet. Durch eindrucksvolle Bauarbeiten wurde München zu einem würdigen Gastgeber der XX. Olympiade. Die Spiele wurden vom 26. August bis zum 11. September 1972 veranstaltet und erstreckten sich über folgende vier Städte: München, Kiel, Nürnberg und Augsburg. Schon die Zahl der Teilnehmer, die ca. 7.000 Wettkämpfer aus 122 verschiedenen Ländern, was damals als eine Rekordzahl galt, versprach Außergewöhnliches. Gegenüber den Berliner Olympischen Spielen aus dem Jahr 1936, wo die Veranstaltung von ausgerüsteten Soldaten streng kontrolliert wurde, wurde die Ordnung jetzt von 10.000 unbewaffneten Polizisten gesichert und die Stimmung war ähnlich wie bei einem Festival. Das Ereignis war 10 Tage lang die imposantesten Olympischen Spiele, die die Welt jemals gesehen hatte. Sowohl die Zuschauer als auch die Medien hatten großes Interesse: Die Zeitungen berichteten auf ihren Titelseiten fortlaufend über die Erfolge. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Spur von Terror, was sich jedoch leider ändern sollte.
Vom Traum zum Terror
Am 5. September in aller Frühe drangen acht Mitglieder einer palästinensischen Terrorgruppe, die sich „Schwarzer September” nannte, in das Olympische Dorf ein. Dort nahmen sie elf Israelis – Sportler und Trainer – als Geiseln. Zwei von ihnen, Weinberg, der Trainer der Ringer, und Romano, ein Gewichtheber, wurden noch an Ort und Stelle ermordet. Die Forderung der Terroristen war die Freigabe von 232 Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen waren, und von drei Personen, die Leiter einer deutschen Terrorgruppe waren.
Die israelische Regierung wies Verhandlungen mit den Geiselnehmern zurück, befürwortete jedoch einen militärischen Einsatz zu ihrer Befreiung. Davor wiederum schreckte die westdeutsche Regierung zurück.
Im weiteren Verlauf sprachen die Terroristen zwei weitere Ultimaten zur Erfüllung ihrer Forderungen aus und drohten mit der Tötung der Gefangenen. Nach Augenzeugenberichten wurde das Gebäude von zahllosen Menschen, darunter Journalisten und Reporter, umlagert. Die Zuschauer unterrichteten sich über die dortigen Vorkommnisse.
Die Terroristen erfuhren aus den Medien über eine geplante Befreiungsaktion durch die Polizei. Deshalb wollten sie mit den Geiseln nach Kairo, dazu wollten sie ein Flugzeug bekommen.
Am Abend wurden sie mit zwei Helikoptern zum militärischen Flughafen in Fürstenfeldbruck transportiert, dort wurde eine Boeing 727 mit fast leerem Tank zur Verfügung gestellt. Die Polizei delegierte fünf Scharfschützen, um die acht Geiselnehmer in Schach zu halten. Um 23 Uhr brach eine Schießerei aus. Infolgedessen kamen fünf Terroristen, neun Geiseln und ein Polizist ums Leben. Die drei überlebenden Terroristen wurden festgenommen. Am nächsten Tag wurde eine Trauerfeier zur Erinnerung der Opfer veranstaltet. Avery Brundage, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees hielt eine Ansprache und verkündete, dass die Spiele weitelaufen sollten. Erstmals in der Geschichte der Olympiade liefen die Wettkämpfe nach einem Tag Unterbrechung weiter.
Die kaschierte Realität
40 Jahre nach der Tragödie kamen neue, bisher verheimlichte Details zum Vorschein, durch die die Vorfälle eine andere Bedeutung bekommen. Wie anhand dieser Dokumente hervorging, waren die deutschen Behörden über einen möglichen palästinischen Vorstoß schon drei Wochen vor den Olympische Spielen unterrichtet. Es wurde ein Konzept zur Bewältigung einer möglichen Krise angefertigt, doch gab es Fehler bei der Befreiung der Geiseln. Später versuchten sie diese Fehler zu verschleiern.
Zur Erinnerung der Opfer
Insgesamt starben folgende elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft gestorben:
Moshe Weinberg (33, Ringer-Trainer)
Jakov Springer (50, Gewichtheber-Kampfrichter)
Eliezer Halfin (24, Ringer)
Amitzur Shapira (40, Leichtathletik-Trainer)
Mark Slavin (18, Ringer)
Kehat Shorr (45, Schützen-Trainer)
Joseph Gottfreund (44, Ringer-Kampfrichter)
André Spitzer (27, Fecht-Trainer)
David Berger (28, Gewichtheber)
Zeev Friedman (28, Gewichtheber)
Joseph Romano (31, Gewichtheber)
2012 wurde ein Gedenken zur ihrer Erinnerung auf dem stillgelegten Fürstenfeldbrucker Flughafen gehalten, währenddessen der Münchner Bürgermeister Christian Ude und der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer Kränze ablegten.
Ágnes Fábián
 
					 
						