Ein Sprung in die Jahrhunderte. Die Faszination wird auch dich packen, mitreißen, weinen lassen

Autor: Jenny Kunke

Zeitung: 2015/2

Rubriken: Kultur, Rezension

Erhöhter Testosteronspiegel, schlammiges Regenwetter und durchdringend blaue Augen inklusive

Zeitspringer ist der zweite als E-Book veröffentlichte Roman von Leonie Kruschinsky. Er tauchte erstmals 2015 bei dem “Kindle Storyteller Self Publishing Award“ bei amazon auf, einem organisierten Wettbewerb von Kindle Direct Publishing, FOCUS und dem Freien Deutschen Autorenverband für junge Schriftsteller/innen, dessen erster Platz unter anderem ein Druckrecht des eigenen Buches vorsah. Zeitspringer stieß bisher auf sehr positive Resonanz von Seiten der Leserschaft, auch wenn es zum ersten Platz nicht reichte. Das Buch sei wie in einem Rausch innerhalb von nur drei Monaten entstanden, wobei sowohl der Anfang, als auch das Ende bei jedem ihrer bisher geschriebenen Bücher im Vorfeld vorhanden wären und sich der konkrete Handlungsstrang während des Schreibprozesses entwickeln würde, so die Autorin. Auch würden ein Satz, ein Lied oder ein Gedanke für eine weitere Buchinspiration genügen.

Wer möchte nicht einmal in die vergangenen Jahrhunderte reisen, um berühmte Persönlichkeiten zu treffen, historische Gebäude zu erkunden oder den Gang der Dinge zu verändern? Menschen könnten neu getroffen, Tragödien verhindert, das eigene Glück selbst in die Hand genommen werden. Doch ist dies nicht auch mit einem Chaos gleichzusetzen, wenn jeder versucht den größten Nutzen aus der Geschichte zu schlagen? Die Idee des Reisens in die Vergangenheit ist keinesfalls in Literatur oder Hollywood-Verfilmungen neu. Sich selbst als Herrscher über Zeit und Raum verstehen zu können, übte schon seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus. In Zeitspringer versucht der Zeitspringer Paul wider die Vernunft und gegen die ihm entgegengebrachte Liebe sein Ziel zu erreichen. Ohne Rücksicht auf die Geschichte oder die zwei Freundinnen Lilian und Annabelle zu nehmen, die unwissend außerhalb der Zeit leben und sich deshalb sowohl für ihn als auch für den Zeitspringer Dean als sehr nützlich erweisen, verfolgt er zielstrebig seinen Plan. Der Plan von was? Diese Frage stellt sich der Leser, wobei der Spannungsaufbau des Buches bis zum Schluss andauert.

Nach einem sehr schweren Schicksalsschlag und einer beklemmenden Atmosphäre am Anfang des Buches, können zwar die eingeführten Charaktere mit ihren Persönlichkeiten überzeugen, jedoch muss sich der Leser erst an die sehr pathetischen Monologe von Lilian und ihre Lebensweisheiten gewöhnen. Sie klammert sich im Laufe des Buches gerne an das Klischee der blauen Augen fest oder begegnet den Herren der Schöpfung scharfzüngig mit der „Moralkeule“. Aberwitzig gestalten sich jedoch die Gedächtniseinwürfe ihrer rechten und linken Gehirnhälfte. Während des ganzen Buches hat der Leser dadurch eine direkte Verbindung zu Lilians Vorstellungswelt, wobei diese teilweise fraglich ist, teilweise zum lauten Lachen anregt. Ab dem dritten Zeitsprung, der Ankunft im Zeitalter Napoleons, kann sich dann der Leser förmlich in detailgetreuen und lebensnah nachempfundenen Beschreibung von Gebäuden, Personen und Landschaften verlieren, die die Seiten des Buches fast von alleine umblättern lassen. Eine aberwitzige Reise beginnt, wobei die Protagonisten, losgelöst von Zeit und Raum, allen bekannten historischen Persönlichkeiten vis a vis gegenübertreten können und so Geschichte hautnah miterleben, indem sie schreiend vor dem blutrünstigen Heinrich VIII. fliehen, lehrreiche Gespräche mit Rasputin führen oder ausschweifende Feste am französischen Hof feiern; viele weitere Begegnungen inbegriffen.

In diesem Erlebnisrausch muss Lilian, abgesehen von den immer wieder auftauchenden, „kackbraunen“ Schlabberklamotten und den „Lederlatschen“, nicht nur mit der Anpassung an das Benehmen der Jahrhunderte kämpfen, sondern auch mit Hilfe des charmanten Zeitspringers Dean den Unruhestifter finden und ihn an seinem Plan zu hindern suchen. Zu allem Überfluss kann sich dieser jedoch zahlreicher Tricks bedienen und darüber hinaus noch Annabelle als Mittel zum Zweck missbrauchen. Im Laufe des Buches werden Schritt für Schritt die wahren Beweggründe der einzelnen Personen offengelegt, wobei die Autorin böse Überraschungen für die Protagonisten in die Geschichte eingeflochten hat, die die Spannung greifbar machen.

Wie mir die Autorin mitgeteilt hat, möchte sie nach der Veröffentlichung von Zeitspinger als E-Book diesen auch als gedrucktes Buch herausbringen. Mit Amejan und das Geheimnis des verbotenen Buches feierte die junge Autorin bereits 2012 im (Verlag) Papierfresserchens MTM-Verlag ihren Debütroman und gab diverse Lesungen in Schulen oder Buchhandlungen im Ruhrgebiet, Hessen, Bayern und am Niederrhein, wobei sie die gebannten Zuhörer bei ihren „Wasserglaslesungen“ – bei denen die Autorin bei einem Glas Wasser aus ihrem Roman vorliest – begeistern konnte und nachher für Autogramme und ein offenes Wort für die kleinen und großen Leser bereit stand. Auch lokale Zeitungen, wie die Hessische/Niedersächsische Allgemeine, kurz HNA, berichteten mehrfach über ihre große Leidenschaft, das Schreiben. Das Abenteuer rund um Amejan sei jedoch noch nicht abgeschlossen, sondern als Trilogie angelegt, wobei der zweite Teil schon geschrieben sei und bald zur Veröffentlichung zur Verfügung stehen solle, ebenso wie ein viertes Buch, dessen Titel noch nicht preisgegeben werden würde, so Frau Kruschinsky. Es würde jedoch ein Abenteuerroman werden, der einige Leser an Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson erinnern könnte. Um nicht untätig zu bleiben und die Leserschaft bei Laune zu halten, hat die Autorin erst vor wenigen Tagen mit ihrem fünften Buch angefangen. Na dann, auf zu neuen spannenden Abenteuern. Wer wird heute denn nicht mehr an Märchen glauben?

/Jenny Kunke/

Autorin: Leonie Kruschinsky

Buch: http://www.amazon.de/s/ref=a9_sc_1?rh=i%3Aaps%2Ck%3Aleonie+kruschinsky&keywords=leonie+kruschinsky&ie=UTF8&qid=1447856454

ASIN: B014LC8YJ6

Preis: 8,80 Euro

Weitere Informationen zur Autorin unter: www.lennybeee.blogspot.de