Zum 140. Geburtsjubiläum von Rilke
Am 31. März fand im Grand Café Szeged eine literarisch-musikalische Gedenkfeier zum 140. Geburtsjahr von Rainer Maria Rilke statt. Das Österreichische Kulturforum Budapest veranstaltete zusammen mit dem Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur (Universität Szeged) sowie der Österreich-Bibliothek den Event. Den anderen Anlass für den Abend bot die 2014 erschienene Briefsammlung von Rilke, die Csaba Báthori ins Ungarische übersetzte. Der Moderator des Abends war Dr. habil. Attila Bombitz.
Der Abend fing mit einer kleinen Animation und einem Rilke-Gedicht an. Es waren fast nur Studierende und Dozentinnen und Dozenten anwesend, wodurch das Ereignis familiärer wurde. Nachdem das Gespräch von Herrn Bombitz eröffnet worden war, erzählte Csaba Báthori über seine Beziehung zu den Werken von Rilke. Er ist schon seit Jahrzehnten Rilke-Forscher und weiß daher auch so ziemlich alles über ihn. Er sprach auch das Rilke-Wörterbuch an, das unbedingt nötig sei, wollte man Rilke verständig lesen oder gar analysieren. (Als Beispiel für ein „typisches Rilke-Wort“ wurde die Rose genannt, die in vielen Werken und auch Briefen auftaucht.) Für erwähnenswert hielt Herr Báthori auch die Personen, die auf Rilke großen Einfluss hatten. Zu diesen gehört zum Beispiel Antonio Kippenberg, der den Verlag leitete, der die Werke von Rilke veröffentlichte und ihn auch sponsorte.
Im Gespräch hervorgehoben wurde insbesondere das Jahr 1922, das für Rilke den Durchbruch bedeutete. In diesem Jahr entstanden seine berühmten Sonette. Über den Lebenslauf hinaus wurde den Anwesenden auch noch manches über Rilke mitgeteilt, was weniger bekannt war, wie z.B. die Hintergrundinformationen zu Dezső Kosztolányis Rilke-Übersetzungen oder wie der erste Weltkrieg Rilkes Leben und Schaffen beeinflusste. (So konnte man auch über seine Zeit in der Kadettenschule spannende Details erfahren.)
Eines der Hauptthemen des Abends waren die Briefe. Neben seinen lyrischen Werken war Rilke einer der größten Briefschreiber. Bemerkenswert war, dass nach Báthori 90% der Briefe an Frauen geschrieben wurden (auch an seine Mutter) und dass noch viele Briefe in Privatsammlungen aufbewahrt werden und vorerst nicht zugänglich sind. In diesem Zusammenhang sprach der Gast des Abends auch über seine Arbeit an der Briefsammlung, die über zwanzig Jahre lang dauerte.
Die Veranstaltung wurde durch eine Filmaufführung über das RILKE-Projekt abgerundet. Dabei handelt es sich um ein musikalisches Projekt des Produzenteneams Schönherz & Fleer, im Rahmen dessen Schauspieler mit passender musikalischer Begleitung Gedichte von Rilke interpretieren.
Insgesamt war die Veranstaltung in erster Linie für diejenigen, die sich mit Rilke beschäftigen, interessant, aber auch diejenigen, die Rilke „nur“ lesen, kamen auf ihre Kosten. Uns Studierenden, die erst gerade dabei sind, den Dichter zu entdecken, wurde eine vielseitige Kostprobe aus dessen Schaffen geboten.
/Benedek Béres/
Fotos: Benedek Béres