Interview mit dem ehemaligen Germanistikstudenten László Kecskeméti
László Kecskeméti studierte in Szeged Germanistik und arbeitet als IT-Fachmann bei Hewlett-Packard (HP). Anfangs am Service Desk, dann wurde er befördert. Er ist erst 32 Jahre alt, konnte aber aus beruflichen Gründen weltweit mehrere Länder besuchen. Wie ist kam es dazu, dass er mit einem Diplom in Germanistik einen Job bei einer Firma bekam, die sich nicht gerade auf germanistische Fragestellungen spezialisiert ist? GeMa hatte das Glück, sich mit László Kecskeméti zu unterhalten.
Ich begrüße Dich herzlich! Wie kam Dir die Idee, an der Uni Germanistik zu studieren? Wie war deine Studienzeit?
In dem Gymnasium habe ich eine Klasse mit erweitertem Englischunterricht besucht, Deutsch kam nur so. Ich habe viele deutschsprachige Fernsehsendungen gesehen, also als ich ins Gymnasium kam, konnte ich schon fließend Deutsch sprechen, schreiben jedoch noch nicht. 2001 habe ich an der Uni Szeged mit dem Englisch-Studium angefangen. Ich war wenig ausgelastet und dachte, noch ein Zweitfach zu machen. Es hat mich interessiert und ich war gut darin. Ich habe auch mehr Energie ins Germanistikstudium investiert. Allerdings wollte ich nicht Lehrer werden, machte ich mein Diplom nicht im Lehramtsstudium.
Nach dem Abschlussexamen musstest Du einen Job finden. Warum warst Du in Budapest auf Jobsuche und nicht in Szeged?
Zu jener Zeit hatte ich schon seit drei Jahren eine feste Beziehung. Meine Freundin (meine spätere Frau) studierte in Budapest, daher lag es auf der Hand, dass auch ich in die Hauptstadt umziehe. Natürlich habe ich auch in Szeged nach einer passenden Arbeit gesucht, fand aber keine, die meinen Vorstellungen entsprochen hätte.
Hewlett-Packard ist eine bekannte Firma. Heutzutage ist es eines der größten IT-Unternehmen in der Welt. Wie bist Du auf sie gestoßen? Wie konntest Du Deine Sprachkenntnisse nutzen?
Erstens habe ich durch eine Vermittlungsagentur von einem Job bei EDS (Electronic Data Systems) erfahren, wo sie jemanden mit Englisch- und Deutschkenntnissen für einen Service Desk-Job gesucht haben. Ich habe mich gemeldet und zwei Tage später habe ich einen Telefonanruf bekommen, dass sie sich mit mir treffen wollen. Im Interview sprach ich 20 Minuten auf Englisch, dann mit einer anderen Dame auf Deutsch plaudern, die dann sagte, dass ich beide Sprachen so gut beherrsche, dass wir uns lieber auf Ungarisch unterhalten sollten. So bekam ich meinen ersten Job als Service Desk-Agent. Auf der Arbeit konnten natürlich alle auf Englisch und Deutsch.
Du hattest keine Erfahrung im Bereich Informations Technology. Wie waren die ersten Monate? Wie konntest Du ohne einschlägige Fachkenntnisse klarkommen?
Es war eigentlich kein Problem, weil ich alles, was ich wissen sollte, in kürzester Zeit erlernen konnte. Es gab z.B. Aufgaben, wo ich eine komplette „Lösung” hatte, die ich nur vorzulesen hatte. Kam ein Anruf von einem Flughafen zum Beispiel, dass es eine Panne im System der Drucker gibt, hatten wir nichts anderes zu tun, als einen Schablontext mit den einzelnen Arbeitschritten vorzulesen. Außerdem musste ich Kunden aushelfen, wenn sie Outlook-Probleme hatten. Diese Aufgaben waren also wirklich nicht so schwierig.
Am Anfang hast Du am Service Desk gearbeitet. Was war eigentlich Deine Aufgabe dort?
Service Desk ist Stufe 1. Dort hilft man den Benutzern bei alltäglichen Problemen. Diese Fragen bedeuteten eigentlich keine Schwierigkeiten. Aber zum Glück bin ich schnell vom Service Desk gekommen. Die Zeit, die ich am Service Desk verbracht habe, hat sich trotzdem als eine sehr wichtige Erfahrung erwiesen.
Später wurdest Du befördert und hast als Incident Manager weitergearbeitet. Was soll man darunter verstehen?
Erstens möchte ich erklären, was Incident Manager eigentlich bedeutet. Auf jeden Fall geht es dabei um eine wesentlich komplexere Aufgabe. Meine Aufgabe war, die Arbeit der Anderen täglich zu kontrollieren, mit den Techniker-Gruppen den Kontakt zu halten, bei komplizierteren Problemen das Kommando zu übernehmen. Es is eigentlich eine Koordinationsaufgabe. Die Zeit, die ich am Service Desk verbracht habe, erwies sich z. B. deshalb als sehr nützlich später, weil ich den ganzen Prozess überblicken konnte. Die Lösung für das jeweilige Problem zu finden war leichter, weil ich schon wusste, was im Hintergrund vor sich geht. Ich habe diese Arbeit ein Jahr lang gemacht, dann hat HP EDS aufgekauft und ich habe im Project Management weitergearbeitet.
Das war vor fünf Jahren, seither arbeitest Du in diesem Bereich. Wegen dieser Arbeit hattest Du das Glück, in mehrere Länder zu fahren, und zwar nicht nur in Europa, sondern weltweit. Welches Land war für dich am interessantesten?
Alle Länder waren sehr interessant. Es gibt drei Hauptziele der Firma: England, Bulgarien und Irland. Meine erste „Geschäftsreise” führte mich nach England. Meine Aufgabe war, die IT-Unterstützung einer Bierbrauerei nach Ungarn zu bringen. Ich habe drei Wochen dort verbracht. Wahrscheinlich ist mir diese Reise deshalb so intensiv in Erinnerung geblieben, weil meine Position noch sehr neu war. Am entferntesten, wohin ich gereist bin, war Bangalore in Indien. Darüber hinaus habe Städte wie Poznań oder Bukarest gesehen, die ich vermutlich privat sonst nicht besucht hätte. Heutzutage reise ich nicht mehr so viel, da wir fast alles von zu Hause aus erledigen können. Deshalb haben wir uns mit meiner Frau entschieden, nach Hódmezővásárhely zurückzuziehen.
Was bedeutet für Dich, dass Du im Home office arbeitest?
Einerseits erlaubt es mir die technologische Entwicklung, von zu Hause aus meine Arbeit erledigen zu können, ich brauche nur einen zuverlässigen Laptop. Andererseits denken wir schon über Familiengründung nach. Im Home office zu arbeiten bedeutet, dass ich nicht ans Büro gebunden bin. Ich arbeite in einem Team, das ich regelmäßig online, virtuell treffe. Natürlich besuche ich auch das Büro in Budapest ungefähr zweimal pro Monat.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Beruflich möchte ich mich in den Bereich Project Management vertiefen. Obwohl ich schon seit fünf Jahren in dieser Abteilung arbeite, habe ich noch sehr viel zu lernen. Ich möchte noch an vielen erfolgreichen Projekten teilnehmen. Und wie gesagt, möchten wir mit meiner Frau eine Familie gründen.
Danke für das Interview! GeMa wünscht Dir viel Glück!
/Lívia Gyulai/