Dieses Jahr wurde das Projekt Sehenswert zum dritten Mal von dem Österreichischen Kulturforums Budapest, dem Konsulat der Schweiz und des Goethe Instituts Budapest organisiert. 2014 konnte man sich einige Filme auch außer Budapest auch in Szeged und in Pécs ansehen. Bei dem Festival spielten nicht nur die Filme eine wichtige Rolle, sondern spannende Rahmenprogramme. In Szeged konnte man nach dem Film Der Goalie bin ig einem Gespräch zwischen dem Autor Pedro Lenz und dem Übersetzter Lajos Adamik beiwohnen. Nach der Aufführung von Viktoria – A Tale of Grace and Greed waren der Regisseur Men Lareida , die Drehbuchautorin Anna Maros sowie die Hauptdarstellerin Franziska Farkas zu Gast im Szegeder Belvárosi Mozi.
Der nächste Film auf dem Programm war High Performance – Mandarinen lügen nicht. Ein Film aus Österreich, der auch den Publikumspreis des Filmfestivals Max Ophüls 2014 gewann. Ein Film, der den Zuschauer als Komödie anspricht und dabei verschiedene Welten, in starkem Kontrast, nebeneinanderstellt. Zwei Brüder, die sich für dieselbe Frau interessieren, deren Welten trotzdem nicht verschiedener sein könnten: Der eine ist seriös und erfolgreich, der andere ist arm und läuft seiner Traumkarriere hinterher, Schauspieler zu werden. Kalte Geschäfte versus Gefühle und Träume, High-Tech versus Spiritualität in einem abwechslungseichen Film. Was kann daraus werden? Die Geschichte spielt in der österreichischen Hauptstadt, der Wiener Akzent der Schauspielerinnen und Schauspieler sorgen für ein authentisches Filmerlebnis. Die Geschichte könnte aber auch in einer anderen europäischen Stadt spielen.
Der nächste Film kam aus Deutschland: Finsterworld . Der Film, der bei dem Filmfestival in Zürich im Jahr 2013 als Bester Deutschsprachiger Film ausgezeichnet wurde, bot eine interessante Geschichte. Es wurden vier Geschichten erzählt, die scheinbar nicht zusammen gehören. Ist aber dem wirklich so? Nun, um das zu erfahren, muss man sich den Film ansehen. Hier soll lediglich so viel verraten werden: Es wurde eine Welt dargestellt, wo scheinbar alles in Ordnung ist. Manche sind fröhlich, die Jugendlichen haben Probleme, alte Damen machen Bekanntschaften, finden die Liebe wieder. Familien und Paare haben ihre Probleme, die sie lösen müssen. Aber wollen sie das in Wirklichkeit? Die Schauspielerinnen Corinna Harfouch und Carla Juri sorgen für ein eindrucksvolles Kinoerlebnis.
Der Goalie bin ig, ein Film aus der Schweiz war am Mittwoch im Mittelpunkt. Die Verfilmung eines Buches mit demselben Namen hat die Zuschauer und die Kritiker verzaubert, nicht umsonst hat es vier Preise bei dem Schweizer Filmpreis 2014 erworben. Die Geschichte spielt Ende der achtziger Jahre, wo Goalie nach einen Jahr im Gefängnis sein Leben wiederfinden möchte. Ein Thema, das nicht zum ersten Mal verfilmt wird, nur dass es diesmal in der Schweiz spielt, die man sonst als Kulisse für andere Geschichten kennt. Gesprochen wird im Berner Dialekt, – zum besseren Verständnis trugen auf jeden Fall die deutschen Untertitel bei. Nach der Aufführung gab es eine Diskussion, bei der auch der Schriftsteller dabei war. Bei diesem Gespräch kam auch die Intention des Autors zur Sprache, und zwar wie auch nur eine einzige falsche Entscheidung unser Leben verändern kann.
Der Film Viktoria – A Tale of Grace and Greed entstand aufgrund eines ungarischen Drehbuchs und erzählt die wahre Geschichte eines Roma Mädchens aus Budapest. Das aussichtslose Leben, das es in Budapest führt, „zwingt” sie zur Entscheidung, in die Schweiz zu fahren, um dort als Prostituierte zu arbeiten. Dort angekommen, erlebt sie die schreckliche Wirklichkeit. Auseinandersetzungen mit der Mitbewohnerin und mit den Kontaktpersonen sind die kleinsten ihrer Probleme. Ganz alleine muss sie mit der Situation fertigwerden, Hilfe von anderen ist ausgeschlossen. Ein Film, der einen aufwühlt und nicht loslässt.
Nach dem Film konnte man während des Treffen mit dem Regisseur, der Drehbuchautorin und der Hauptdarstellerin interessante Hintergrundinformationen erfahren. Es wurde erzählt, dass tatsächlich viele Mädchen, und nicht nur Roma, aus Ungarn in der Schweiz arbeiten. Recherchieren und vorbereiten, war für die Hauptdarstellerin sehr wichtig. Sie sowie die Drehbuchautorin selbst haben mit mehreren Mädchen in Ungarn und in der Schweiz lange Gespräche geführt.
Zwar fiel am letzten Tag des Festivals der geplante Film Zwischen Welten aus technischen Gründen aus, die Zuschauer mussten trotzdem nicht auf einen deutschsprachigen Film verzichten. Durch die Wiederaufführung von High performance konnte dem Festival ein gelungener, nachdenklicher, gleichzeitig aber auch unterhaltsamer Abschluss bereitet werden.
Während des Festivals haben viele Schüler, Studenten, Dozenten und auch viele aus der Stadt Szeged Interesse an den Filmen gezeigt. Das Filmfestival war für die Interessenten nicht nur wegen der authentischen, deutschsprachigen Künstlerfilme eine besondere Gelegenheit, sondern weil man zweimal auch die wichtigsten Menschen, die an den Projekten mitgewirkt haben, persönlich erleben konnte. Bei diesen Treffen erfuhren die Anwesenden wichtige Details der Produktion erfahren: Was die Filmemacher bewog; was für Schwierigkeiten bei der Arbeit aufgetreten sind; persönliche Erfahrungen und Stellungnahmen zum Film bzw. zum Thema.
/Judith Kasza und Anna Mayer/