Der ungarische Autor Péter Nádas erhielt den mit 25 000 Euro dotierten Würth-Preis. Die Preisübergabe fand am 27. März 2014 in Stuttgart statt.
Den Würth-Preis gründete Reinhold Würth im Jahre 1987. Er wird alle zwei Jahre vergeben. Der Stifter wünscht, die europäische Kultur im weitesten Sinne zu unterstützen. Er gründete so z. B. bis 2008 dreizehn Museen, in denen seine Privatsammlung ausgestellt wird. Diese Sammlung gehört zu den bedeutendsten europäischen Privatsammlungen. Sie umfasst 12.500 Gemälde von Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts. Ähnlich intensiv fördert Reinhold Würth aber auch die europäische Literatur. Mit dem Würth-Preis werden laut Stiftungsvorgaben Personen ausgezeichnet, die „im Schnittpunkt unterschiedlicher Kulturen arbeiten, die sich mit europäischen Kulturtraditionen auseinandersetzen oder sich Problemen widmen, die in ihrem Land erst durch europäische Einflüsse entstanden sind.“ Péter Nádas ist der neunte Autor, den die Jury mit dem Würth-Preis belohnt hat.
In der Fachliteratur heißt es: Péter Nádas[1] schreibt „mitteleuropäische Romane“. Der deutsche Roman fasse die Charakteristika von Mitteleuropa zusammen und Nádas könne dieses Kulturerlebnis vollkommen erfassen. Er habe in ungarischer Sprache deutsche Romane geschrieben. Nicht nur, weil viele seiner Geschichten in Deutschland spielen, sondern auch, weil seine Geschichten als Dialog mit der deutschen Kultur betrachtet werden können.
Sein Lebenswerk vertritt einen anderen und neuen Weg in der Literatur, manche Kritiker vergleichen Nádas wiederum mit Joyce, Proust oder Tolstoi. Er will aber den Roman des 19. und 20. Jahrhunderts erneuern, weil seiner Meinung nach Romane, „in denen die Figuren geboren werden, heiraten, ihre ehelichen Konflikte haben und sterben, als ob dies ein kausaler Zusammenhang wäre, […] todlangweilig [sind]“[2]. Er wolle sich bei seiner Arbeit an Werken jedoch nicht langweilen, sondern eher grundsätzlicheren, wichtigeren Lebenserfahrungen nachgehen. Eigenartig ist bei ihm sogar die lupenartig realistische Nahaufnahme, was uns an seine Vergangenheit, also an seine Arbeit als Fotoreporter erinnert. Zwischen 1969 und 1977 wurde die Publikation seiner literarischen Werke durch die Zensur in Ungarn verhindert. In dieser Zeit war er als Journalist und als auch Fotoreporter tätig.
Péter Nádas ist „einer der großen europäischen Schriftsteller“, so hat die Jury ihre Nominierung begründet. Er ist jedoch nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee durch seine Werke Ende eines Familienromans (1977), Buch der Erinnerung (1986) und sein Meisterwerk, an dem er 18 Jahre lang gearbeitet hat, Parallelgeschichten (ungarische Originalausgabe 2005, deutsche Version 2012) bekannt.
Den ersten Würth-Preis erhielt ein deutscher Schriftsteller, Hermann Karl Lenz im Jahre 1998. Unter den Preisträgern sind ferner die Namen von Claude Vigée (Frankreich), Claudio Magris (Italien), Harald Hartung (Deutschland), Herta Müller (Rumänien), Peter Turrini (Österreich), Illija Trojanow (Bulgarien) und Hanna Krall (Polen) zu lesen. Ab jetzt steht auf dieser Liste auch der erste ungarische Autor Péter Nádas.
Bilderquellen: irodalmiolvasoterem.blogspot.com; www.freundederkuenste.de
/Erika Szilágyi/