Meuchelbrut – Es bleibt in der Familie

Autor: Zsófia Bodó

Zeitung: 2014/1

Rubriken: Kultur, Rezension

Eine Rezension des Kriminalromans von Dorothea Böhme

„Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver“, stimmte Frieda zu. Gesine verdrehte die Augen. „Wie wäre es mit einem Mord?“, fragte sie. „Das lenkt sie sicher ab.“ „Sei nicht albern, Kind“, schalt Mutter. „Wen sollen wir denn ermorden? Den armen Opa etwa?“ Glenn fiel vor Schreck fast aus dem Rollstuhl. „Himmel, hört doch auf mit diesen schrecklichen Gedanken!“, rief Tante Martha. Mutter goss ihr schnell Brandy nach. Glenn versuchte, sich zu beruhigen. Mutter hatte sicher nur einen Witz gemacht. Oder?*

Am 5. Februar ist der zweite Kriminalroman Meuchelbrut von Dorothea Böhme im Gmeiner Verlag erschienen. Ihr erster Roman Sauhaxn, ebenfalls im Gmeiner Verlag publiziert, kam vor zwei Jahren, am 9. Juli 2012, in die Verkaufsregale.

Laut Kurzbiographie auf der Seite der Autorin (www.dorotheaboehme.de) wurde sie 1980 in Hamm geboren. Sie hat in vielen verschiedenen Ländern gelebt, während ihres Studiums ist sie von Deutschland nach Quito (Ecuador) gefahren, dann lebte sie in Triest (Italien). Nachdem sie nach Deutschland zurückkehrte, entschied sie sich nach Ungarn zu kommen, um Deutsch zu unterrichten. Sie hat an unserer Universität mehrere Jahre lang als Lektorin gearbeitet.

Sie lebte aber auch in Österreich, Kärnten, wo ihre Romane spielen. Meuchelbrut ist ein Kriminalroman voll mit schwarzem Humor und Sarkasmus, trotzdem kann der Leser wahrnehmen, wie ein netter Stil die grotesken Szenen irgendwie doch versüßt.

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Die Autorin bei der Buchpräsentation in Hamm

Der Roman Meuchelbrut beginnt mit einem gar nicht alltäglichen Vorfall: Onkel Harry begeht Selbstmord. Anscheinend zerrüttet dieser „Unfall“ seelisch niemanden. Was allerdings ärgerlich für die Familie ist: Im Fall eines Selbstmords zahlt die Lebensversicherung nichts. Während Onkel Harrys Gehirn und Blut über den ganzen Raum verteilt sind, führt die Familie ein ruhiges Gespräch darüber, was sie tun sollen, irgendwie doch an Onkel Harrys Versicherungsbetrag zu kommen. Bald schon erfahren wir, dass dieser Unfall nicht der einzige Zufall in dieser Familie ist. Seltsame und gruselige Geschehnisse beginnen, als die Familie sich dazu entschließt, einen Einbruch vorzutäuschen, um die Lebensversicherung zu kassieren.

Nicht nur die Geschichte ist es, die diesen Roman so spannend macht, sondern auch die Charaktere. Nehmen wir zum Beispiel Glenn. Er ist schon über 80 und einer der Besitzer des Herrenhauses, in dem die Familienmitglieder alle zusammen leben. Er benutzt seit einem Unfall einen Rollstuhl, aber was niemand in der Familie weiß, ist, dass er diesen Rollstuhl nicht mehr unbedingt braucht. So lebt er sein Leben unter den Familienmitgliedern, ist aber gleichzeitig ein Außenseiter. Außerdem scheint er immer ein bisschen mehr als die Anderen zu wissen. War sein Unfall wirklich ein Unfall oder wollte jemand ihn töten? War Onkel Harrys Selbstmord ein richtiger Selbstmord, und wenn nein, ist Glenn dann nicht in schrecklicher Gefahr? Dies sind die Fragen, die er beantworten möchte, und deswegen entscheidet er sich, ein Testament zu schreiben.

Gibt es einen Mörder in dieser nicht alltäglichen Familie? Aber wer von ihnen könnte töten, da sie alle trotz der komischen Vorfälle so ahnungslos erscheinen? Und was hat die Versicherungsagentin Marie außer ihrer Arbeit noch mit der Familie zu tun? Wenn jemand diese Frage beantwortet haben möchte: Dieser Roman bietet eine interessante und spannende Geschichte für alle.

Gute Nachricht für diejenigen, die schon das erste Buch der Autorin lieben: Ende April wird ihr dritter Roman publiziert mit dem Titel Neben der Spur ist auch ein schöner Weg. In diesem neuen Buch kann man diesmal keinen Kriminalfall, sondern eine Geschichte über Freundschaft finden. Aber darüber später mehr…

Böhme, Dorothea: Meuchelbrut. Krimi. Verlag Gmeiner, Meßkirch, 2014, 245 Seiten, 9,90 Euro.

*Böhme, Dorothea: Meuchelbrut, 2014, S. 102.

 

Die Rezension von Sauhaxn im GeMa findet man hier:

http://gema.szegedigermanisztika.hu/2013/05/was-in-lendnitz-passiert-bleibt-in-lendnitz/

Quelle des Beitragsbildes: http://www.gmeiner-verlag.de/

Quelle des Fotos: www.wa.de

 

/Zsófia Bodó/