Ein Bericht über fünf Kurzfilme, nominiert für den Österreichischen Filmpreis 2013
Am 13. November wurden fünf österreichische Kurzfilme im Grand Café gezeigt: 366 Tage, Abgestempelt, Kreis Wiener Neustadt, Heldenkanzler und Hatch. Von den gezeigten Werken wurden Hatch und 366 Tage mit dem Preis Bester Kurzfilm ausgezeichnet.
Der Österreichische Filmpreis wird von der Akademie des Österreichischen Films verliehen. Die Akademie wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, die österreichische Filmbranche zu fördern. Durch die jährliche Verleihung des Filmpreises wird, wie auch bei sonstigen Filmpreisen und Festivals, den Filmemachern eine wichtige Rückmeldung über ihre Leistung gewährt, und das Publikum kann sich Jahr für Jahr ein Gesamtbild über die Prozesse sowie Qualität und Quantität in der Filmproduktion des Landes machen. Der Preis wird jährlich in 14 Kategorien vergeben; seit 2013 können auch Kurzfilme nominiert werden.
Die Gattung des Kurzfilmes erhält ihren Namen durch die Länge oder – wie in diesem Fall – Kürze des Filmes. Diese Werke sind höchstens 30 Minuten lang und stellen die Begebenheiten anders dar als zum Beispiel Spielfilme. Die Themen sind verschieden, aber man kann auf jeden Fall feststellen: Diese Gattung ist besonders gut für Künstler und Experimentierfreudige geeignet.
Die fünf Kurzfilme, die im Grand Café gezeigt wurden, beschäftigten sich großteils mit Themen und Fragen, die in unserem Leben immer mehr in den Vordergrund geraten, wie zum Beispiel Hilfeleistung oder Vorurteile. Der Zuschauer kann nicht anders als mitzufühlen, nachzudenken, sein eigenes Fazit zu ziehen und lange über das Gesehene zu grübeln.
In 366 Tage (Regie: Johannes Schiehsl) wird ein junger Mann im Rettungsdienst dargestellt, wie er mit seiner Arbeit und seinem Enthusiasmus zurechtkommt. Man sieht diese Menschen immer – sie kommen und gehen, helfen Leuten in der Not, aber tun sie wirklich alles, was sie können? Könnten sie nicht noch mehr tun? Noch mehr helfen? Überall da sein, und jedem helfen? Ist es wirklich gut, wenn sie mit Leib und Seele ihre Arbeit tun? Das hilft natürlich anderen, aber gilt das auch für die Rettungsleute selbst? Der Animationsfilm stellt viele Fragen, aber zeigt auch mögliche Antworten deutlich auf.
Vorurteile – jeder hat sie, manche weniger, andere mehr. In Abgestempelt (Regie: Michael Rittmannsberger) werden diese Vorurteile in den Vordergrund gestellt.
Es gibt in jedem Land Minderheiten – seien es Türken, Araber, Roma usw. Man sieht sie und denkt vielleicht, dass sie etwas im Schilde führen, zum Beispiel eine Bombe in der Tasche verstecken oder gerade stehlen wollen. Sie werden verdächtigt, der Argwohn ist regelrecht zu spüren. Dann stellt sich plötzlich heraus, dass sie unschuldig sind. Und das Leben geht weiter – niemand beschäftigt sich weiter mit der Sache. Aber was ist, wenn jemand anderer eine Bombe dabei hat, von dem man es nicht erwarten würde? Der Film zeigt es deutlich: Ein Funken Güte und Menschlichkeit können einem das Leben retten.
In vielen Städten gibt es Kreisverkehre, auch im Kurzfilm Kreis Wiener Neustadt (Regie: Johann Lurf). Man achtet nicht viel auf sie, man fährt einfach durch. In diesem Kurzfilm werden aber nur Kreisverkehre gezeigt, und zwar aus der Perspektive eines Motorradfahrers. Man bewegt sich die ganze Zeit mit dem Fahrer im Kreis und denkt dabei nach: Was kann das bedeuten? Es dreht sich alles, die Welt, unser Planet, unser Leben, wir laufen im Kreis.
Heldenkanzler (Regie: Benjamin Swiczinsky), ein Animationsfilm über Engelbert Dollfuß und die Gründung des Austrofaschismus. Der ganze Prozess wird auf groteske Weise vorgestellt. Man lächelt über die gezeichneten Figuren, besonders über Dollfuß,
wie der kleine Mann sich anstrengt, eine Diktatur zu schaffen, und dann, als er alles erreicht hat, von einem Nazi-Soldaten ermordet wird. Konkurrenz wird anscheinend nicht geduldet.
Hatch (Regie: Christoph Kuschnig) stellt wieder schwierige Fragen. Wer hat das Recht, ein Kind zu haben? Haben nur heterosexuelle Paare das Recht, ein Baby zu erziehen? Warum dürfen Homosexuelle keine Babys adoptieren? Weil sie von gleichem Geschlecht sind und das als unmoralisch bezeichnet wird? Weil das dem Gedeihen des Kindes schaden würde? Was ist, wenn ein homosexuelles Paar sich besser um das Kind kümmert als ein „normales“ Paar es je könnte? Jeder hat eigene Antworten auf diese Fragen, doch sind sie global in vielen Fällen immer noch ungelöst.
Die Kurzfilme wurden auf Deutsch mit englischem Untertitel gezeigt, sie folgten ohne Pause aufeinander. Der Filmvortrag dauerte ungefähr eine Stunde. Der Zuschauer denkt danach über vieles nach: Hätte er auch ein Ticket für eine verdächtige Figur abgestempelt? Könnte er mit dem Stress im Rettungsdienst fertig werden? Die Filme mögen kurz gewesen sein, aber ihre Wirkung dauerte viel länger.
Bilderquellen:
http://www.oesterreichische-filmakademie.at
http://www.mediawavefestival.hu
http://www.vimeo.com
http://www.johannlurf.net
/Zsuzsanna Ábrahám-Füzes/