Gedanken zum Luther-Jubiläum
Martin Luther – ein Name, der mit tausend Fäden mit der europäischen Geschichte und Kultur verknüpft ist. Er war der theologische Initiator der Reformation und übersetzte die Bibel in die deutsche Sprache. Er protestierte gegen die Ablassbriefe und schrieb die 95 Thesen. Er verfasste Sendbriefe und beeinflusste die Politik, er formulierte seine bis heute gültigen Ansichten über das Übersetzen und verfasste ein Kirchenlied, das bis heute tausendfach interpretiert wird und Hymne und Manifest der evangelischen Kirche ist.
In diesem Jahr wird der 530. Geburtstag Martin Luthers gefeiert.
Aber wie sieht die Kirche heute aus? Wer in Deutschland einer christlichen Religionsgemeinschaft zugehörig ist, muss Kirchensteuer zahlen. Durch diese Steuer erhalten die Kirchen in Deutschland jährlich Einnahmen in Höhe von neun Milliarden Euro.
Zurzeit kann man zu diesem Thema – Geld und Kirche – eine ganz aktuelle Nachricht hören. Der Bischof von Limburg in Hessen gab statt ca. 5 Millionen Euro für seinen Amtssitz über 30 Millionen Euro aus – hinter allem steckten seine Sonderwünsche. Die Leute sind entrüstet und treten deshalb dort sogar aus der Kirche aus. Franz-Peter Tebartz-van Elst ist seit 2008 Bischof von Limburg. Dafür, dass er den ursprünglich geplanten Etat für den Umbau des Bischofssitzes kräftig überzog, wurde der Bischof stark kitisiert – dabei ist das ist nicht die erste Affäre, in die er involviert sein soll. Dafür sollten die Gläubigen Kirchensteuern zahlen? Und wer trägt in diesem Fall die Verantwortung, wenn alles das stimmt?
Aber passierte nicht so etwas auch früher schon einmal? Denken wir doch an Luther. Ein wichtiger Kritikpunkt in seinem Protest gegenüber der Kirche war die Geschichte mit den Ablassbriefen. Wenn man einen Ablassbrief kaufte, wurden einem die Sünden verziehen, oder zumindest die voraussichtlichen Qualen in Hölle oder Fegefeuer verringert, und die Seele konnte schneller in den Himmel aufsteigen. Im Mittelalter war diese Möglichkeit sehr populär und die Kirche „verdiente“ damit viel Geld. Es heißt, dass mit diesem Geld zum Beispiel auch der Petersdom, der symbolisch für die ganze Christenheit steht, errichtet werden konnte. Oder resultierte dieses Geld aus den Spenden der Gläubigen? Warum trat Luther trotzdem dagegen an? Im Mittelalter konnten viele Menschen nicht lesen und mussten glauben, was die Pfarrer sagten. Da die Massen nicht die Mittel hatten, sich mit den Verkündigungen und den Forderungen der Institution Kirche auseinanderzusetzen, konnte der Einfluss der kirchlichen Machthaber missbraucht werden. Und dagegen protestierte Luther, weil er diese Missstände innerhalb der Kirche erkennen konnte.
Über den oben berührten aktuellen Fall in Limburg wurde viel geschrieben und es steht nicht in unserer Macht ein Urteil zu fällen. Aber da er wohl kein Einzelfall sein wird, stellt sich die Frage: Brauchen wir einen neuen Luther?
/Krisztina Varga/
Quelle:
http://www.vice.com/de/read/geld-ist-der-gott-der-kirche/?utm_source=vicefb
http://www.tagesschau.de/inland/tebartz-vanelst-vorwuerfe100.html
Bilderquellen: http://bilder.buecher.de/shop/autoren/AUTOR/1003_martin_luther.jpg
http://www.zeit.de