Ungarisch ist nicht nur für Muttersprachler interessant

Autor: Zsuzsanna Ábrahám-Füzes

Zeitung: 2013/2

Rubriken: Germanistik, Studium

Interview mit Herrn Dr. Andreas Nolda

andreas nolda 2Seit September hat der Lehrstuhl für Germanistische Linguistik einen neuen Mitarbeiter: Dr. Andreas Nolda ist unser neuer DAAD-Lektor. Herr Nolda kommt aus Berlin, wurde in Niedersachsen geboren und verbrachte seine Schulzeit in Bayern. Er ist an Ungarn und an der ungarischen Sprache interessiert. Ich hatte die Möglichkeit, mit ihm ein kurzes Gespräch über sein Fachgebiet und seine Aufgaben als DAAD-Lektor zu führen.

 

Herr Nolda, was ist Ihr Fachgebiet?

Mein Fachgebiet sind die deutsche Sprachwissenschaft und die allgemeine Sprachwissenschaft; mein Schwerpunkt sind Syntax und Morphologie. In meiner Doktorarbeit „Die Thema-Integration: Syntax und Semantik der ‚gespaltenen Topikalisierung‘ im Deutschen“ habe ich mich vor allem mit Syntax und Semantik beschäftigt und in meiner Habilitationsschrift mit Wortbildung.

Welche Bücher oder anderen Schriften haben Sie schon publiziert?

Neben meiner Doktorarbeit habe ich einen Sammelband mit herausgegeben, mehrere Aufsätze publiziert und eine Reihe von Artikeln für ein großes sprachwissenschaftliches Wörterbuch geschrieben.

Warum haben Sie sich für Szeged entschieden? Haben Sie vielleicht früher schon von unserer Universität gehört?

Ich hatte vor, mich in Ungarn nach einer Stelle in der Sprachwissenschaft umzuschauen, und bin von einer Ungarischlektorin an der Humboldt-Universität, wo ich arbeitete, auf den DAAD aufmerksam gemacht worden, der u.a. auch in Ungarn Lektorenstellen ausschreibt. Zufällig war in Szeged eine Lektorenstelle frei, bei der ein Sprachwissenschaftler gesucht wurde. Ich hatte mich sofort beworben und wurde eigentlich auch sofort genommen. Die Stelle fand ich unter anderem deshalb interessant, weil, wie sich herausstellte, hier jemand gesucht wurde, der auch Syntax unterrichten kann.

Sie sind erst seit kurzem hier. Was sind Ihre ersten Eindrücke von Szeged?

Szeged ist eine sehr schöne Stadt! Ich habe in einem Reiseführer gelesen, Szeged sei Budapests kleine Schwester, und vielleicht stimmt das ja auch. Die Kollegen am Institut sind überaus freundlich und kollegial; ich arbeite sehr gerne mit ihnen zusammen. Die Studenten sind interessiert und aufgeschlossen, und es macht mir viel Spaß, hier zu unterrichten.

Hatten Sie irgendwelche Erwartungen, wie Sie hier arbeiten werden oder wie hier alles laufen wird, oder ist alles ganz anders?

Alles ist immer ein bisschen anders, als man es erwartet hat, aber bisher kann ich eigentlich nur Positives berichten. Ich wünsche mir, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass das Studium der Germanistik in Szeged interessant ist und interessant bleibt, und hoffe, den Studenten der Germanistik Möglichkeiten vermitteln zu können, einen Teil ihres Studiums in Deutschland zu verbringen. Außerdem denke ich, dass die Sprachwissenschaft in Ungarn auch interessante fachliche Anknüpfungspunkte bietet.

Was genau ist Ihre Aufgabe an unserer Universität?

Zu meinen Aufgaben als DAAD-Lektor gehört sowohl die Lehre hier am Institut als auch die Beratung zu den Stipendienprogrammen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.

Worauf legen Sie dabei Ihren Schwerpunkt oder was ist für Sie besonders wichtig?

In der Lehre möchte ich bei den Studierenden ein Interesse an sprachwissenschaftlichen Fragestellungen wecken und ihnen gleichzeitig ein solides begriffliches Fundament vermitteln. Außerdem bin ich Ansprechpartner für alle Fragen, die mit den Stipendienprogrammen des DAADs zusammenhängen. Bei konkreten Fragen kann man mich in meinen Sprechzeiten und, nach Vereinbarung per E-Mail, auch außerhalb der Sprechzeiten aufsuchen.

Wenn wir schon über Information sprechen, was für Anmeldefristen gibt es für die kommenden Monate?

Am 15. November ist die Anmeldefrist für die aktuellen DAAD-Programme, beispielsweise für die Sommerkursstipendien oder für die Studienstipendien für Studenten im Masterstudium. (Mehr über die Stipendienprogramme kannst du hier lesen: http://www.daad.info.hu/dstipendiendaad.html)

Gibt es irgendwelche Veranstaltungen, wobei der DAAD mitwirken wird?

Ich werde am 15. Oktober im IV. tanterem eine Informationsveranstaltung zu den Stipendienprogrammen des DAADs durchführen. Außerdem beteilige ich mich an Besuchen an Gymnasien, wo für das Germanistikstudium geworben wird. Für Studieninteressenten ist darüber hinaus ein Onlinequiz in Planung, für das der DAAD Buchpreise stiftet.

In Ihren Seminaren und Vorlesungen haben Sie schon oft Beispiele aus dem Ungarischen genannt. Können Sie Ungarisch? Wie lange lernen Sie die Sprache?

Es wäre übertrieben zu behaupten, dass ich Ungarisch kann. Ich habe mich mit der ungarischen Sprache aber schon länger beschäftigt, und zwar aus zwei Gründen. Erstens interessiert sie mich als Sprachwissenschaftler; sie hat eben ganz andere Eigenschaften als beispielsweise das Deutsche. Das macht das Ungarische nicht nur für ungarische Sprachwissenschaftler interessant. Zweitens gibt es auch ganz private Gründe, weshalb ich mich mit dem Ungarischen beschäftige: Meine Frau ist zweisprachig, sie spricht Deutsch und Ungarisch, und unser Sohn wächst ebenfalls zweisprachig auf.

Sie haben auch erwähnt, dass Sie am 3. Oktober nach Budapest fahren. Was für eine Veranstaltung wird es da geben?

Am 3. Oktober ist der deutsche Nationalfeiertag, denn am 3. Oktober 1990 wurde Deutschland wiedervereinigt. Die deutsche Botschaft in Budapest veranstaltete an diesem Tag einen Empfang, zu dem auch die DAAD-Lektoren eingeladen sind.

Wie lange bleiben Sie in Ungarn?

Die Regel bei DAAD-Lektoraten ist, dass man mindestens zwei Jahre bleibt. Die Stelle kann im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Institut bis auf maximal fünf Jahre verlängert werden. Wenn es geht, bleibe ich natürlich gerne so lange hier.

Und haben Sie Pläne für diese zwei oder mehreren Jahre?

Ich möchte in dieser Zeit meine Habilitationsschrift als Buch veröffentlichen und vielleicht noch ein weiteres Buch schreiben, wenn die Arbeit und die Stipendienberatung hier es zulassen.

Herr Nolda, ich wünsche Ihnen viel Erfolg und bedanke mich für das Interview!

 

/Zsuzsanna Ábrahám-Füzes/


 [AN1]http://www.daad.info.hu/dstipendiendaad.html